Renate Puvogel
Harald Klingelhöller
Museum Haus Esters, 17.1. – 27.3.1988
Kunsthalle Bern, 7.5. -19.6.1988
Wer Harald Klingelhöllers plastische Arbeiten aus den frühen 80er Jahren kennt, der weiß, daß es dem Künstler um das Verhältnis von Sprache und Bild geht, der meint, sich sicher zu fühlen in der Annahme, daß der Titel seiner Arbeiten im Objekt formal und inhaltlich hier und jetzt seine einmalige, überschaubare plastische Metapher gefunden habe.
Angesichts der sechs neuen Arbeiten in Haus Esters will sich auf dem Weg von Raum zu Raum dieser beruhigende Eindruck traditioneller Übereinkunft gerade nicht einstellen.
Die Skulpturen sind kaum mit einem Blick zu erfassen, sie stellen sich in den Weg, sind wie provisorisch gestapelt oder schräg gegen die Wand gelehnt, die Materialien wie Wellpappe, Sperrholz, Eisen und Glas sind unartifiziell, der Farbeindruck gleichbleibend graubraun, das Formenrepertoire von Balken, unregelmäßig beschnittenen Platten, Gittern und Spiegeln wiederholt sich in abgewandelter Form, die Einzelstücke zusammenbindend und offenhaltend. Obgleich die Skulpturen lediglich aus volumenarmen Konstruktionsteilen zusammengebaut sind, sind sie undurchdringlich, ihr Sinnverschließt sich zunächst hermetisch. Denn hier ist die Gleichung, hie sprachlicher Titel, dort bildliche, gar abbildende Metapher außer Kraft gesetzt. Bei einigen Arbeiten sind die abstrakten, geraden und bauchigen Balken von Buchstaben gleichsam in die Bauteile hineingeschlüpft, haben in ihnen Gestalt angenommen, ohne daß eine Einheit zwischen Begriff und Bild erreicht sei.
Klingelhöher hat seinen Kompositionsbegriff seinem Ursprung gemäß der Rhetorik entnommen, wo Kornposition “die Kunst der Wortwahl, Wortfügung und des Wortrhythmus (meint), um einen Gedanken sprachlich zum Ausdruck zu bringen. Erst die Kunsttraktate der Renaissance wenden den Begriff und…