Karlheinz Schmid
Harald Frackmann
Hamburger Kunsthalle auf Kampnagel, 14.9.-9.10.1988
Der erste Eindruck: Ein informeller Maler, freilich ein neo-informeller, will die Kunst der fünfziger Jahre monumental ins Bild setzen, also mit gestischen Zitaten bewährte Struktur erneut ins Gespräch bringen. Ein eher affirmatives Unternehmen, eigentlich keiner Erwähnung wert. Der zweite Eindruck: Ein Realist, einer der zeitkritischen Art, Berliner Nuance, möchte mit flotter Geste historische und aktuelle Ereignisse kommentieren. Irgendwo lugt ein Flugzeug aus den dicken, scheinbar spontan gemalten Farbschichten hervor. Irgendwo löst ein orangefarbener Sonnenuntergang das unheilvolle Schwarz auf, das sämtliche Bilder bestimmt, das als Übermalung eigene Qualität, etwa ä la Rainer, nicht entwickeln mag.
Was Wunder: Harald Frackmann, der Hamburger Maler, will auch weder als informeller Übermaler noch als eiskalter Realist gesehen werden. Wenngleich beide Strömungen in seinem umfangreichen Werk, das von der Hamburger Kunsthalle jetzt schon zum wiederholten Male in Auszügen vorgestellt wurde, eine nicht unerhebliche Rolle spielen, so sind sie doch vielmehr nur Vokabular für eine Sprache, für eine unverwechselbare, an der Frackmann seit langem arbeitet. Dazu gehört eine Auseinandersetzung, die Helmut R. Leppien im begleitenden Katalogvorwort mit einer Frage andeutet: “Was ist für einen Maler wie Frackmann das Ende, was der Anfang?”
Es vermittelt sich rasch, am besten vor Ort, am Tatort Atelier, daß Leppien nicht nur den linken und den rechten Bildrand oder das Oben und das Unten meint. In Frackmanns Malerei geht es, mag das Resultat bisweilen noch so formal-ästhetisch wirken, um Inhalte, um die existentielle Dimension. Dieser Künstler, kein Zweifel, will uns nicht mit schönen, geheimnisvollen Bildern imponieren. Er…