Helga Meister
Hans Peter Feldmann
»Retrospektive«
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf
4.8. – 9.9.1990
Der Düsseldorfer Hans-Peter-Feldmann (49) war eine Überraschung im Kunstbetrieb dieses Sommers, seine Retrospektive im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen belegte eine Phase der Populär-Kunst, die beinahe in Vergessenheit zu geraten drohte: die Auseinandersetzung mit den Reproduktionskünsten. Ihn interessierte nicht das Abbild der Wirklichkeit, sondern der Umgang mit den Bildern. “In Ihrem Kopf entstehen beim Anschauen eines Fotos immer Ihre eigenen Erinnerungen”, pflegt er zu sagen.
Mit zehn Jahren klebte Feldmann Briefmarken ein, mit 16 schnitt er Reklame-Zettel und Pin-up-Girls aus und bestückte mit ihnen sein ausgedientes “Knaurs Jugend Lexikon”. In der Hoch-Zeit der Werbekünste brauchte sich ein angehender Freischaffender nicht mehr um das Produzieren von Bildern zu bemühen.
1968/69 entstanden seine ersten “Hefte”. Aus Kalender-, Buch- und Postkartenfotos setzte er Motivreihen wie Flugzeuge oder Gebirge zusammen, druckte sie schwarz/weiß im Eigenverlag, hüllte sie in grauen Karton und heftete sie mit Klammern zusammen. Nichts wurde kommentiert, nichts erklärt, nur die Anzahl der Bilder war einer Mitteilung wert. Als er 1969 “11 Bilder” edierte, in denen er die Knie seiner damaligen Frau mit der Kamera festhielt, verwischte er anschließend die Spuren der eigenen Tätigkeit und erklärte: “aufgenommen von Wolfgang Breuers”.
Feldmann erarbeitete sich mit Hilfe von Trivialem und Amateurhaftem ein Kompendium von Klischees. Wie einem Soziologen ging es ihm um Bildwelten und Verhaltensweisen. Neuschwanstein und der Wasserfall, die Liebenden im Mondenschein und die Hochzeitstauben, das sind visuelle Gemeinplätze. Diese festen Bestandteile einer traditionellen Denk- und Ausdrucksweise, diese Metaphern für die vermeintlichen…