Hans Jürgen Syberberg
Im Gespräch mit Sara Rogenhofer
und Florian Rötzer
Hans Jürgen Syberberg, geb. 1935, lebt in München und ist mit seinen unkonventionellen Arbeiten zu einem maßgeblichen, freilich auch umstrittenen Vertreter des deutschen Films geworden. Zunächst produzierte er Dokumentarfilme für das Fernsehen, ab 1965 dann Non-Fiction-Filme (Romy. Anatomie eines Gesichts, 1965; Sex-Business made in Pasing, 1969) und schließlich Spielfilme (Scarabea, 1968; San Domingo, 1970). Auch im Ausland bekannt wurde Syberberg mit den Filmen, die die Phantasmagorien und Mythen der deutschen Geschichte, in den Faschismus mündend, darstellen (Ludwig-Requiem für einen jungfräulichen König, 1972; Karl May, 1974; Hitler, 1977; Parsifal, 1982; Die Nacht, 1985). Filmtechnisch und -dramaturgisch versucht Syberberg gegen das übliche Unterhaltungskino zu arbeiten und eine meditative Filmsprache zu entwickeln, die »Erfindungen für das innere Auge« herstellt und auf die konzentrierte Rezeptionsarbeit des Zuschauers angewiesen ist. In letzter Zeit hat Syberberg mit Video gearbeitet, filmische Sprache und Handlung weitestgehend minimalisiert. Veröffentlichungen u.a.: Syberbergs Filmbuch, München 1976; Die freudlose Gesellschaft. Notizen aus dem letzten Jahr. München 1981.
Die große Zeit des Kinos als Massenereignis ist wohl endgültig vorbei. Fernsehen und Video haben die Privatisierung des Zuschauers vorangetrieben. Dennoch sprachen Sie davon, daß der Film in der Gegenwart die Funktion haben könnte, die im Mittelalter die Kathedrale besaß, und daß er überdies die Kunstform unserer Zeit wäre. Sehen Sie das immer noch so?
In diesem Gespräch wird sich sicher an verschiedenen Stellen erweisen, daß die Fragen, die Sie aufgrund meiner bisherigen Schriften stellen, von mir nicht mehr im Sinne des damals Geäußerten beantwortet werden können, weil…