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Titel: Die Frühen Jahre · S. 234 - 237
Titel: Die Frühen Jahre , 1989

Hans-Jürgen Müller

Mit zehn Jahren bin ich weg von zu Hause. Ich hatte Differenzen mit meinem Vater. Meine Eltern brachten mich daraufhin in ein Internat nach Korntal in die Nähe von Stuttgart. Mein Vater, der in Ilmenau selbständiger Kaufmann war, wurde 1948 von den Russen enteignet. Nun konnte er das monatliche Schulgeld von 400 Mark West, sprich 3200 Mark Ost, nicht mehr bezahlen, und ich mußte zurück nach Hause. Als Kapitalistenkind durfte ich, wie andere auch, das Abitur nicht machen. Mein Wunsch, Anwalt oder Arzt zu werden, wurde somit hinfällig. Ich suchte eine Lehrstelle und wurde Schriftsetzer. Das sollte mein Glück sein, denn ich konnte später als Galerist meine Anzeigen selbst gestalten, kann heute noch Layouts machen für Kataloge und Plakate entwerfen. Nach Abschluß der Lehre, ich war 17 Jahre alt, bin ich sofort wieder in den Westen nach Stuttgart gegangen und habe zunächst als Schriftsetzer gearbeitet. Aber ich wollte mehr und suchte nach anderen Tätigkeiten. Wieder hatte ich Glück und konnte als Assistent des Chefredakteurs in einem Zeitschriftenverlag eine neue Tätigkeit beginnen. Professor Weidemann, mein damaliger Vorgesetzter, ist heute ein hilfreicher Freund.

Zur Kunst bin ich durch einen Riesenzufall gekommen: Meine Freundin, die ich später heiratete, gewann auf einem Faschingsball den dritten Preis für ihr Kostüm: ein Aquarell. Wir mußten es beim Künstler selbst abholen. Für mich war dieser Besuch der erste bei einem Künstler und zugleich der folgenschwerste. Ich wollte mehr über Künstler und ihre ganz besondere Welt wissen. Ich begann in Stuttgart ein Atelier nach dem anderen aufzuspüren. Es…

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