Stefan Römer
Hans Haacke: »Obra Social«
Fondacio Antonio Tàpies, Barcelona, 21.6. – 3.9.1995
»… etwas machen, das Erfahrungen und Erlebnisse hat, das auf seine Umwelt reagiert, sich verändert, unsolide ist …« notierte Hans Haacke 1965. In diesem Sinne entwickelte er, von der Systemtheorie des Kanadischen Biologen Bertalanffy beinflußt, sog. Realzeitsysteme, die in die Veranschaulichung biologischer, physikalischer oder chemischer Phänomene auch den Präsentationsort und die Betrachter miteinbezogen. Bisher selten zu sehen war bspw. der erstmals 1969 realisierte »Grashügel« oder »Blaues Segel« (1965), bei dem ein Ventilator ein Gazetuch bewegt, welches so seine poetische Suggestivkraft entwickelt. Ab Ende der 60er Jahre arbeitete Haacke mit einem breiten Spektrum medialer und diskursiver Instrumentarien, die auf journalistischen Elementen wie Recherche und Bild-Text-Präsentationen aufbauten; seine Arbeit »Shapolsky et al. Manhatten Real Estate Holdings, a Real-Time Social System, as of May 1, 1971« kann hier als Beispiel genannt werden, die zur Absage seiner Guggenheim-Ausstellung geführt hatte.
Haackes Arbeiten sind nicht an einem spezifischen Medium oder einem Stil erkennbar. Seine Bilder und Installationen visualisieren und analysieren jeweils spezielle Beziehungen zwischen künstlerischer Praxis, ihren ideologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Implikationen und lassen sich durch keine bekrittelnden Einwände in ihrer aufklärerischen Wucht bremsen. Dies unterstreicht er klar mit der Ausstellung »Obra Social« in der Fondacio Tàpies, einer unabhängigen Stiftung in Barcelona, die vom nordspanischen Künstler Antonio Tàpies vor etwa zehn Jahren gegründet wurde. Neben einem Spektrum seiner wichtigsten Arbeiten seit den 60er Jahren präsentiert Haacke drei neue Arbeiten, die für diese Ausstellung konzipiert wurden.
In allen Ausstellungsräumen finden sich Poster, die eine eindeutige Corporate Identity…