Rainer Unruh
Hans Haacke
»wirklich: Werke 1959-2006«
Deichtorhallen, Hamburg, 17.11.2006 – 4.2.2007 /
Akademie der Künste, Berlin, 18.11.2006 – 14.1.2007
Ein Werk schlägt Wellen. Weiße Stoffbahnen, mehrere Meter lang und von Ventilatoren aufgebauscht, flattern wie eine lange Schleppe über den Boden der Deichtorhalle.. Alles fließt, ohne Anfang und ohne Ende, in diesem unbeschwerten, heiteren ” Wide White Flow” (1967), getragen vom Wind und umspielt vom Licht, das das weiße Tuch in der weiten, von allen Zwischenwänden befreiten Deichtorhalle zum Leuchten bringt.
Schwarz sind die drei Flaggen, die an der Stirnseite des Ausstellungsraums von der Decke hängen. Auf der mittleren ist ein Totenkopf zu sehen, umrahmt von den in Fraktur gesetzten Worten ” Zum Appell Deutsche Industrie im Irak” . Die beiden schmaleren Stoffbahnen links und rechts davon zählen die Namen deutscher Unternehmen auf, die das Regime von Saddam Hussein mit Technik und Know-how unterstützten. Viele der Firmen, die in ” Die Fahne hoch!” (1991) aufgelistet werden, hatten schon aus der Aufrüstung im ” Dritten Reich” Kapital geschlagen.
Weiß und Schwarz, poetisch und politisch, ätherisch und agitatorisch – das sind die Pole, zwischen denen sich das Werk von Hans Haacke bewegt. Ein Verdienst der ersten deutschen Retrospektive des Künstlers, die gemeinsam von den Hamburger Deichtorhallen und der Berliner Akademie der Künste durchgeführt wird, ist, dass sie gegenüber den bekannteren, dezidiert politischen Arbeiten auch die früheren Skulpturen angemessen präsentiert. Der Begriff des Realzeitsystems funktioniert dabei als ein Scharnier, das die beiden scheinbar so unterschiedlichen Werkgruppen miteinander verbindet.
Als Hilfskraft bei der…