THILO KOENIG
Hans Danuser
»Frost«
Fotomuseum Winterthur, 9.11.2001 – 6.1.2002
Die Ausstellung “Frost” von Hans Danuser gehörte zu den bislang ungewöhnlichsten Rauminstallationen im Fotomuseum Winterthur: Die Großformate von “Frozen Embryo Series”, “Strangled Body” und “Erosionen” und die Textfriese machten das Fotomuseum nicht nur zu eindrucksvoll geschlossenen Meditationsräumen; mit ihnen lotete Danuser auch souverän die riskante Grenze von raumgreifend installierter, inhaltlich anspruchsvoller Fotokunst zum Design aus.
Der Schweizer Fotokünstler (geb. 1953 in Chur) hat frühzeitig eine intensive fotografische Auseinandersetzung mit den Grenzen des eigenen Mediums begonnen. Schon seine Bilder aus streng gesicherten Bereichen von “Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Forschung” boten reduzierte und verrätselte Bildmetaphern mit einem Hang zum Magischen und Pathos (“IN VIVO”, 1989; vgl. KUNSTFORUM 110, 1990) – mehr emotionale als rationale Auseinandersetzungen mit hochbrisanten Themen, so damals Urs Stahel. Bei Fotografien aus Genforschung und Biotechnologie war Danuser am weitesten von der Bildinformation weg bis in Nahsichten von Kühleis für Föten-Experimente gegangen.
Auf diesem Weg ist Danuser inzwischen an einen Punkt gelangt, wo die ohne Ausnahme perspektivelosen, meist in flächiger Aufsicht fotografierten Bilder mit ihren mittleren Grauwerten und den Allover-Strukturen sich tendenziell angleichen und ihre Themen hochabstrakt werden. (“Das Prinzip”, sagte der Schweizer Fotograf Roland Schneider einmal über Fotografien als ‘Gegenbilder’, “ist Beuys, der graue Wolldecken aufhängt, damit wir gezwungen sind, Farben zu bilden, in uns”). Danuser bleibt jedoch dem Diskurs über das Fotografische verpflichtet, auch bei dieser Gratwanderung zwischen ästhetischer Verselbständigung und seinen Inhalten. Denn es handelt sich weiterhin um direkte Fotografie: in extrem ausschnitthafter und monumentaler Form zwar, aber unmanipuliert und als…