Reinhard Ermen
Hanns Schimansky
Seine Arbeit ist nur schwer zu systematisieren, aber ein verbindliches Prinzip gibt es doch: Trotz der Vielfältigkeit seiner Strategien glaubt Hanns Schimansky an die Linie. Nun ist das für einen Zeichner, und er ist das mit einer universalen Ausschließlichkeit, nichts Außergewöhnliches. Den Versuchen, das Medium anders, gleichsam von der Seite zu nehmen, es „gegen den Strich“ zu bürsten, indem das lineare Prinzip relativiert, ja negiert wird, – solchen aktuellen Perspektiven steht er skeptisch gegenüber. Radikale Klassizität ist ein Wesenszug dieser Arbeit, und selbstverständlich herrscht hier alle Freiheit der Welt! Es gibt individualisierte Alloverstrukturen, in denen ein optisch, gestisches Leitmotiv vorherrscht, er formuliert sich in Zeilenbildern, die sich schon mal in bauchigen Kurven verlieren. Manchmal drängt sich die unorthodoxe Assoziation auf, hier werde Wäsche aufgehängt, – die Linien trocknen aus, auf dem Weg nach unten. Und immer wieder setzt Schimansky winzig kleine Querstriche als wolle er die Hauptwege vermessen oder kleinteilige Widerhaken gegen den schnellen Vollzug setzen, dann kann das schon mal so aussehen wie genäht. Warum nicht? Zeichnen heißt Teilen und Zusammenführen. „Schimanskys Linie ist häufig vergnügliche Negation, Ironisierung von Erstarrungsphänomenen“, sagt Kirsten Claudia Voigt, um etwas weiter zu verallgemeinern, seine Blätter „entstehen auf Zuruf der Wirklichkeit hin.“ Anders gesagt: Das Gezeichnete ist zuvor gesehen worden, aber man suche keine Gegenstände! Allenfalls sind entrückte Realismen oder deplatzierte Fragmente zu finden. Der Künstler parzelliert, schwarze Blöcke und Felder rhythmisieren das in Augenschein genommene Gebiet, er baut flächige Raumtreppen, und kaum hat der Betrachter sich beim Blättern daran festgehalten,…