Marius Babias
Hannes Forster
Galerie Menzel, 10.10.-25.11.89
Hannes Forster ist ein umtriebiger Künstler, allerdings nicht im Sinne einer geschäftigen Sprunghaftigkeit, sondern im Sinne einer geistigen und vor allem situativen Beweglichkeit, die in seiner skulpturalen Auffassung von der Ortsbezogenheit der Kunst manifest wird. Ob Förderkoje auf der Art Cologne, “Kunstpreis Junger Westen 89” der Kunsthalle Recklinghausen oder Teilnahme an der Ausstellung “Amsterdam, Berlin/DDR, Madrid, Berlin (West)” im Berliner S-Bahnhof Westend – Hannes Forster reagiert auf jeden Ausstellungsort den architektonischen Gegebenheiten entsprechend oder vielmehr ihnen entgegenarbeitend.
Auch die Bodenarbeit “Autobahn A 4” (der Titel bezieht sich nicht auf die tatsächlich vorhandene Trasse, sondern ist numerisch zu verstehen) greift die räumliche Gegebenheit der Galerie Menzel auf und, als Abstraktion jener, den funktionalen Zusammenhang überhaupt einer Straße, die als Überwindung von Entfernung oder als lineare Verbindung zweier Punkte definiert ist. Diese Linie verbindet symmetrisch die drei Räume der Galerie durch zwei Türen hindurch und ist insgesamt aus achtundzwanzig Asphaltsegmenten zusammengefügt. Die weiße Markierungslinie wird nicht im Sinne einer Spurensicherung rekonstruiert, vielmehr zieht sie die abstrakte Achse des funktionalen Straßenverhaltens, nämlich Entfernung zwischen Anfangs- und Endpunkt der Wegstrecke zu überbrücken. Der reale Raum wird bei Forster zur Fläche, zur Matrix, deren Formelhaftigkeit über das Aufmerksamwerden der Funktion eines Realraums und über die Abstraktion eben dieser Funktion in Form einer schlichten Linie hinaus noch eine dritte Ausrichtung besitzt, die vom Betrachter eingeforderte Reflexion.
Forster wendet sich gegen die metaphorische Streuung der Kunst, gegen die Ansicht, Kunst sei Projektionsfläche für private Erfahrungen. Er plädiert allenfalls für einen minimalisierten Ausdruck der Kunst,…