Duisburg
Hanne Darboven
Der Regenmacher
Museum Küppersmühle für Moderne Kunst 10.03.–16.05.2021
von Uta M. Reindl
Hanne Darboven wollte nichts mit dem kaufmännischen Erbe ihres renommierten Unternehmer-Elternhauses zu tun haben – die Tochter des gleichnamigen Kaffeerösters aus Hamburg. Es ist ihr fraglos nicht so ganz gelungen, denn sie notierte in ihrer Kunst geradezu buchhalterisch „Konstruktionen in Zahlen ausgeschrieben, dem Nennwert nach“, vielmehr Tagesdaten „da man sich ja doch täglich mit dem Sinn oder Unsinn der Dinge beschäftigt.“, wie die Künstlerin einmal betonte. Ihre Arbeit begriff sie als ein „Aufzeichnen im Sinne von Dasein“, als „Durcharbeitung“. Ähnlich obsessiv, nur nicht so radikal wie der japanische Konzeptkünstler On Kawara, der nach einem sehr eigenen System zeitliche Dauer und den räumlichen Aufenthalt seines Lebens in Kunst transformierte, indem er täglich ausschließlich das Datum des Tages auf eine Leinwand malte.
Bei der 1941 in Hamburg-Harburg geborenen Hanne Darboven werden Zahlen meist von ausführlichen Niederschriften eskortiert, durch eincollagiertes Fotomaterial, durch persönliche, oft zugleich globale Verweise angereichert. Ihren Kunstgriff, der sich aus dem in der Konzeptkunst jener Jahre bedeutenden Serialität speist, hat nun das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in Duisburg anhand von vier Werkgruppen aus der Sammlung Ströher anschaulich gemacht – in einer puristischen Inszenierung.
Der Biografie der 2009 verstorbenen Konzeptkunstikone folgend empfiehlt sich der Einstieg in die Ausstellung mit der 53-teiligen Werkgruppe „Ansichten 85“. Der Betrachter sieht sich vor Wandinstallationen aus den frei gestikulierend beschrifteten Kalenderblättern. Sie sind streng symmetrisch angeordnet, auf die relativ großformatige Reproduktionen von Postkarten- und Fotomaterial collagiert wurden – mit Stadtansichten der US-Metropole New York…