Ann-Katrin Günzel
Hanne Darboven
»Zeitgeschichten«
Bundeskunsthalle, Bonn, 11.9.2015 – 17.1.2016
Hanne Darboven (1941-2009) ist vor allem durch ihre der Minimal- und Konzeptkunst verpflichteten abstrakten Berechnungen bekannt geworden. In scheinbar endloser Folge reihte sie Zahlen, Zeichen und Gleichungen aneinander, die, in wandfüllenden Installationen auf mehreren hundert Blatt skizziert, eine ästhetische Ordnung schaffen, welche die Künstlerin selber auch als „mathematische Prosa“ bezeichnet hat. Seit Ende der 1960er Jahre nahm Darboven Tagesdaten als Ausgangsbasis ihrer Berechnungen und komponierte daraus in serieller Reihung verschiedene Muster und grafische Darstellungen, die zwar sehr reduziert und schlicht scheinen, dabei aber immer auch eine geheimnisvolle, rätselhafte Komponente beinhalten. Wenn auch das Zitat „Mein Geheimnis ist, das ich keins habe“ über der Bonner Ausstellung steht, so bleibt doch inmitten der gereihten Zeichenhaftigkeit immer wieder der Versuch, so etwas wie einen Schlüssel zu ergründen.
Überraschend sind dabei vielleicht die zahlreichen Puppen, welche die vorderen Ausstellungsräume bevölkern und den Besucher empfangen. Es handelt sich um einige Regale voller Handpuppen, aber auch um Schaufensterpuppen, Kinderbücher und anderes Spielzeug, das die Künstlerin nach der Wende 1989 aus Ost- und Westdeutschland gesammelt hat und als Prinzip „Hoffnung“ unter dem Titel „Kinder dieser Welt“ zu einer ihrer materialreichsten Installationen gebündelt hat. Alles ist übersichtlich in Gruppen gegliedert und repräsentiert somit einen sehr geordneten „Kosmos der Kindheit“. Zusätzlich zu den Puppen, die akkurat auf kleinen Sofas sitzen und in die Räume blicken, liegen Schulhefte in Vitrinen und auch Stundenpläne und Bilderbücher verweisen eindeutig auf das klar strukturierte Ordnungsprinzip der Künstlerin. Das Ganze wird von einer Komposition Darbovens untermalt,…