Berlin
Hannah Höch
Abermillionen Anschauungen
Bröhan-Museum 16.02.–15.05.2022 Museum im Kulturspeicher Würzburg 11.06.–04.09.2022
von Claudia Wahjudi
Die Eule hockt auf einer hohen Wolke, in der rechten Kralle hält sie eine Lupe. Am düsteren Himmel unter ihr steht klein wie eine Murmel der Planet Erde, das Kap der guten Hoffnung weist nach Norden. Ein Jahr, bevor das erste Weltraumfoto aufgenommen wurde, 1945, dem Jahr, in dem der Zweite Weltkrieg endete, collagierte Hannah Höch einen Blick aus dem All auf eine Erde, die Kopf zu stehen scheint. Eine ganz andere Perspektive als „Eule mit Lupe“ bietet drei Jahre später „Garten mit Schmetterlingen“. Große Blüten, Blätter, Stängel wachsen über ein Blickfeld, das einem Krabbeltier am Boden gehören muss. Ma-kro- und Mikrosicht: „Abermillionen Anschauung“ heißt die Ausstellung zu Höchs Werk, die zuerst im Berliner Bröhan-Museum läuft und im Sommer in den Würzburger Kulturspeicher gehen soll.
Rund 120 Arbeiten von Hannah Höch (1889–1978) hat Gastkuratorin Ellen Maurer Zilioli unter diesem Titel versammelt, den sie einem Satz von Höch entnommen hat: „ich möchte weiter den hinweis formen, daß es außer deiner und meiner anschauung und meinung noch millionen und abermillionen berechtigter anschauungen gibt. Am liebsten würde ich der welt heute demonstrieren, wie sie eine biene und morgen wie der mond sie sieht, und dann, wie viele andere geschöpfe sie sehen mögen.“ Wie ein Plädoyer für ökologische Weitsicht klingt das oder wie der Versuch, aufgeregte Social-Media-Nutzer aus ihrer Blase zu holen, auf jeden Fall aktuell. Und tatsächlich war Hannah Höch zuletzt indirekt sehr präsent in der zeitgenössischen Kunst, im Genre Collage, das…