Heinz-Norbert Jocks
Hann Trier
Galerie Zimmer, Düsseldorf
Man erkennt nur Linien, die sich zu Färb- und Formharmonien vereinen. Sie verdichten und verlieren sich wieder, um sich neu zu finden, überschneiden sich, gehen wechselnde Symbiosen ein, verflüchtigen sich wieder. Bewegungen werden plötzlich abgebremst, als stelle eine andere ein zu starkes Hindernis dar. Die Eitempera Bilder von Hann Trier, der als einer der namhaftesten Protagonisten des deutschen Informel gilt und dieses Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, versetzen trotz oder wegen aller Dynamik den Betrachter nicht in Unruhe. Man ist überhaupt geneigt, diesen Chor der Farben und das Ensemble der Formen mit dem Klangbild einer harmonisierenden Symphonie zu vergleichen. Die Gleichförmigkeit und die bewußte Symmetrie inszenierter Farbbewegungen neutralisieren und dämpfen die dynamische Vielfalt, die mit höchster Konzentration zelebriert wird. Dabei entsteht eine in sich geschlossene Komposition, die gelegentlich vage Assoziationen mit Seerosenlandschaften eines Claude Monet zulassen. Viele Bilder wirken zum Verwechseln ähnlich, lassen die Gesetzmäßigkeit des künstlerischen Vorgangs auf Anhieb erkennen, gleichen einem leisen Stilleben mit variierten Farben. Die eingeflößte Ruhe kommt an impressionistische Atmosphäre heran. Natürlich ist Trier kein Impressionist. Unter seiner Regie schieben sich vom äußeren Bildrand sensibel gezogene Linien wie gleichförmige Wellen zur Bildmitte, von der sie wie von einem Magneten angezogen werden. Fast wie eine Spiralbewegung läuft hier alles von außen Herangezogene zusammen. Die gebrochene Ordnung, die vom Künstler hergestellt wird, erweist sich als symmetrisch. Der Künstler ist die Achse, an der sich eine Bewegung spiegelt.
Am Tatort erfährt man, wie die Bilder entstehen. Vor ihm steht der Topf mit Tusche und…