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Gespräche mit Künstlern · von Alexander Braun · S. 298 - 309
Gespräche mit Künstlern , 1997

Franz West
Handwerk

Ein Gespräch von Alexander Braun

Der Wiener Aktionismus, als das Aushängeschild für österreichische Kunst, verstellte lange Zeit den Blick auf jene künstlerischen Positionen, die sich seit den sechziger Jahren in diesem übermächtigen Schatten neu zu orientieren hatten. Franz West, 1947 in Wien geboren, ist ein Vertreter jener ersten Generation, die sich in diesem Spannungsfeld behauptete. Dabei negierte West schon früh jede Form von existenzialistischem Pathos zugunsten einer eigenständigen, in einem eher spielerischen Sinn subversiven Werkstrategie. Eine gewisse Verwandtschaft zu den Zielen der internationalen Fluxusbewegung der späten 60er und 70er Jahre ist dabei zu konstatieren, wenngleich diese Impulse in Wien nicht wesentlich rezipiert wurden.

Als die beiden (auch quantitativ) herausragenden Werkgruppen im Werk Franz Wests dürfen die Paßstücke und seit den späten 80er Jahren seine Sitzmöbelplastiken gewertet werden. Mit den Paßstücken, die West ganz aktuell in Handwerk umbenannt hat, sprengt er die traditionelle Auffassung von Plastik, indem er seine amorphen Plastiken dem Betrachter ausdrücklich zum Hantieren, zum An-den-Körper-Schmiegen und zum Bewegen im Raum anbietet. Skulptur findet damit nicht länger allein in einer ästhetischen, sondern auch haptischen Dimension statt, nicht nur in Auseinandersetzung mit dem Kollektiv der Ausstellungsbesucher, sondern individuell mit jedem einzelnen (soweit der Besucher bereit ist, sich auf das gemachte Angebot einzulassen). West ist stets daran interessiert gewesen, seine plastischen Grenzüberschreitungen so weit wie möglich voranzutreiben, etwa indem er Literaten und Künstlerkollegen aufforderte, seine künstlerischen Vorgaben aufzugreifen und fortzuführen, oder wenn er begann, sich synästhetische Bereiche zu erschließen, indem er seine Werke in Relation zu Musik- oder…


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