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Ausstellungen: Wien · von Dieter Buchhart · S. 346 - 346
Ausstellungen: Wien , 2003

DIETER BUCHHART
Handlungsanweisungen

“Do it!”
Kunsthalle wien project space, Karlsplatz, Wien, ab 24.1.2003

Bereits in den Hüttenbüchern des Mittelalters und den Werkstätten der Renaissance arbeiteten Künstler mit Handlungsanweisungen, die die Ausführung ihrer Werke durch andere Personen betreuten und anleiteten. Heute ist diese in der Architektur selbstverständliche Vorgangsweise auch im täglichen Museumsbetrieb gängige Praxis. Aus Zeitnot oder um Kosten zu sparen werden Assistenten, Museumskuratoren, Tischler oder Bauarbeiter instruiert, Wandzeichnungen anzubringen, Installationen aufzubauen oder Plastiken und Objekte zu fertigen. Während es sich bei diesen Anweisungen jedoch um exakte Instruktionen handelt, die unmissverständlich und reproduzierbar auf ein bestimmtes Resultat zielen, findet sich seit der historischen Avantgarde die Strategie, das Unberechenbare in die vom Künstler unabhängige Ausführung des Kunstwerkes einzuführen.

1919 sandte Marcel Duchamp aus Argentinien seiner Schwester und ihrem Verlobten eine Anweisung für das Geschenk ihrer bevorstehenden Hochzeit, das “Unhappy Ready-Made”. Er forderte diese auf, einen geometrischen Text auf ihren Balkon aufzuhängen, so dass der Wind “durch das Buch gehen und seine eigenen Probleme wählen könne …” und integrierte den Faktor Zufall auf zwei Ebenen in seine Arbeit: erstens durch die autonome Wahl eines beliebigen Textes, dessen einzige Einschränkung dessen geometrische Form war und zweitens durch die Einführung des Windes als von menschlicher Kontrolle unabhängige bedeutungsgenerierende Instanz. Womit Duchamp bereits auf John Cage und dessen Konzerte und Performances der 1940er und 50er Jahre vorauswies, wo dieser aus zufällig produzierten Markierungen auf Millimeterpapier den Performer seine eigenen Interpretationen kreieren ließ. 1952 erklärte Cage den zufälligen Lärm des Publikums, der Musiker und die Geräuschkulisse außerhalb des Konzertsaals in…



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