Handelswege der Kunst
Von der Selbstvermarktung zur Galerievertretung und zurück
von Dirk Boll
Man darf davon ausgehen, dass man Kunstwerke gehandelt hat, seit sie geschaffen werden. Bewusstsein für Fragen von Zeitgenossenschaft in Produktion und Rezeption entstand jedoch erst im 19. Jahrhundert, als das Angebot historischer Stücke erstmals durch den „Antiquarius“ erfolgte, der „Modernus“ hingegen die Werke der Zeitgenossen vertrieb. Deren Markt soll hier beleuchtet werden.
Kunst ist käuflich: Der kommerzielle Kunstmarkt wird von der Außenwelt als expandierendes System wahrgenommen, das eine umfassende Kontrolle über die öffentliche Rezeption der Kunst gewinnt und schrittweise die Hegemonie musealer oder akademischer Expertise außer Kraft setzt. Als Schaufenster dieser Prozesse fungieren Galerieausstellungen, Kunstmessen und -auktionen, was zugleich auf die Kräfteverhältnisse zwischen den Kunstschaffenden, den inhaltlichen und den kommerziellen Kunstvermittlern aufmerksam macht.
1. Die Kunstmärkte
Die Märkte, die hier behandelt werden sollen, beschäftigen sich mit den Bereichen der bildenden und der angewandten Kunst. Zwischen den Kunstschaffenden als Produzenten der Handelsgüter und der Käuferschaft steht auf den Kunstmärkten die Kunstvermittlung. Die kommerziellen Vermittler der „Ware Kunst“ – Galeriesystem, Kunsthandel und -auktion – haben ihre Entsprechung in den inhaltlichen Kunstvermittlern. Im Sinne der Tradierung kultureller Werte und der Schaffung gesellschaftlicher Identität ist dies das Museum. In dem Maß, in dem sich Kunst und Kultur über den gesellschaftlichen Diskurs definieren, sind die Vermittler die Medien, die Kunstkritik und -wissenschaft.
Die Kunstmärkte lassen sich in einen Primär- und einen Sekundärmarkt aufteilen. Während auf dem Primärmarkt die Kunstschaffenden selbst oder durch das Galeriesystem ihre Werke erstmals anbieten, wird auf dem Sekundärmarkt diese Ware durch eine Galerie, eine…