Hana Usui
Manches wirkt wie in die Luft geworfen: Technisch und surreal zugleich. Anderes ist gezeichnet in einem konventionellen Sinne: Vertrocknete Blumen, Früchte oder Kürzel, zum Beispiel Linien, die sich selbst zu strangulieren scheinen. Manchmal schreibt Hana Usui auch nur: Zusammenballungen von Schrift ohne Nachricht, auseinanderfließende Sachverhalte, flüchtige Zeichen. Eine Kreisbewegung formuliert sich in immer neuen Variationen. Diese Linien liegen obenauf, sie scheinen zu schweben. Jedenfalls tut sich darunter ein schemenhaftes Feld auf, das unabhängig, eigensinnig aber unverzichtbar der Zeichnung einen Auftritt gewährt. Man könnte von Oben und Unten sprechen, es gibt einen Vorder- und Hintergrund und mit Blick auf die Musik ginge es um die Solostimme und ihre Begleitung. Vergleiche wie diese evozieren freilich eine Hierarchie, doch so sehr die Beschreibung einen Kern der Arbeit trifft, eine Rangfolge ist bei Usui weniger im Spiel, vielmehr praktiziert sie ein Angewiesensein von Linie und Raum, von Zeichnung und Projektionsfläche, das sie in zwei Wegen realisiert. Die Lineatur zuoberst liegt auf einem transparenten Papier, das die Künstlerin über einem malerisch anmutenden Fond ausbreitet. Sosehr die Linien dabei hervortreten, so deutlich tritt der Fond wie vernebelt zurück. Dem Verfahren und seinen Ergebnissen eignet etwas „Fotografisches“, es findet ein Spiel von Schärfe und Unschärfe statt. Dahinter steckt aber auch ein Materialkontrast, besser: Eine Materialbegegnung. Die Linien, mal schwarz, mal weiß, paust Usui von einem entsprechend vorbereiteten Grund aus Ölfarbe ab. Dafür hat sie sich ein geeignetes Werkzeug erfunden. Die so gewonnene Zeichnung kommt seitenverkehrt vor, bzw. über den als Tuschemalerei erstellten Grund zu stehen. Beide…