Annelie Pohlen
Hamish Fulton
Moderne Kunst
Dietmar Werle, Köln
In edler dunkler Holzrahmung befindet sich eine kreisrunde Photographie. Darunter liest man in nicht minder edlen Großbuchstaben BEAVER (Biber). Das Auge konzentriert sich auf den Gegenstand des Photos und nimmt einen angeschnittenen oder angenagten Baumstumpf wahr. Ob es der Biber war, der dort seine Spuren hinterließ oder ein anderer gewaltsamer Eingriff am Holz anzunehmen ist, kann offen bleiben. Tatsache ist, daß sich die Imagination aufmacht, einer Geschichte zu folgen, welche die sein könnte, die der Künstler Hamish Fulton während seines »Seven Day Walk by the Suwannee River Florida« Anfang 1982 erlebte (oder auch nicht erlebte). Die Arbeit ist Bestandteil einer Ausstellung, die Dietmar Werle nach Angaben des englischen Künstlerphotographen in seinen Räumen für »Moderne Kunst« inszenierte. Die zumeist großformatigen Schwarz-Weiß-Photographien in großzügigen Passepartouts und in oben erwähnter edler Holzrahmung »erzählen« alle auf diese gleichermaßen reduzierte und doch die Imagination anregende Weise von Fultons Wanderschaften.
»Meine Arbeit beschäftigt sich mit dem Erlebnis des Wanderns. Das gerahmte Kunstwerk drückt eine innere Einstellung aus – es kann das Erlebnis der Wanderung nicht vermitteln . . . Ich bin Künstler und ziehe es vor, meine Kunst aus wirklichen Lebenserfahrungen heraus zu gestalten«, schreibt Fulton (geb. 1946) im Katalog zur 7. documenta. Wie wenig Fulton im Sinne des literarischen Erzählens vermittelt, verdeutlichte nicht zuletzt der kleine Kunstgriff der Hängung bei Werle. Ginge es um anderes als die Verdichtung einer Empfindung, einer Vertiefung in die Beziehung zwischen Mensch und der Energie der Orte mit ihren vielen großen und kleinen, vorhandenen…
