Michael Hauffen
Haim Steinbach
»North, East, South, West«
Haus der Kunst, München, 8.9. – 19.11.2000
In den 80er Jahren tauchte der Name Haim Steinbach regelmäßig im Zusammenhang mit der damaligen Renaissance des ready-made auf, die im Zeichen provokativer marktkonformer Beliebigkeit stand. Seine Arbeiten nahmen Teil am relativ plötzlichen ästhetischen Umschwung zu einem Kult massenproduzierter Dinge, deren Waren- und Fetischcharakter sie in aller Exaltiertheit nun ganz plakativ herstellen zu wollen schienen.
Dass unter dieser medienwirksamen Oberfläche auch noch eine Reflexionsebene verborgen sein konnte, die sich bis zu den konkreten sozialen Kontexten erstreckt, auf denen Machtstrukturen beruhen, und in denen das ästhetische Feld eine nicht unwesentliche Rolle spielt, das wurde erst durch Steinbachs in den letzten 10 Jahren entstandene Arbeiten klar, wo er teilweise auch auf die hierzulande weniger wahrgenommenen Ursprünge seines Ansatzes zurückkam.
Während es bei der Thematisierung des Warencharakters von attraktiven Dingen vorrangig um den Tauschwert geht, also um die bloße Verfügungsgewalt über die materiellen Mittel zum Erwerb von Eigentum, stehen bei der Beobachtung der vielfältigen Bedeutungen, die die erworbenen Gegenstände für die Besitzer abgesehen von ihrem taxierbaren Prestigewert annehmen, wesentlich subtilere und irritierendere Praktiken, Verhältnisse und Bezüge im Mittelpunkt, ohne dass der Einfluss von dahinterliegenden fundamentalen Machtstrukturen geleugnet würde. Vergleichbare Verschiebungen in den Gegenstandsbereichen kritischer Gesellschaftstheorie finden sich etwa bei Michel Foucault oder Pierre Bourdieu, wo der Umgang mit Symbolen und Diskursen als nicht-reduzierbaren Faktoren sozialer Kämpfe behandelt wird.
North East South West versetzt die BetrachterInnen in die Lage, solche mikropolitischen Verhältnisse zu beobachten. Die Vorgehensweise des Künstlers besteht darin, Personen aus den unterschiedlichsten…