Ingo Arend
Hacking Habitat
»The Art of Control«
Gevangenis Wolvenplein, Utrecht, 26.2.2016 – 6.6.2016
Sie können uns nicht zwingen, das San Bernardino-iPhone zu hacken.“ Der Satz, mit dem Apple-Chef Tim Cook sich kürzlich weigerte, verschlüsselte Daten für das FBI zu entsperren, hat es in sich. Das Betriebsgeheimnis des umstrittenen Softwarekonzerns könnte uns vielleicht noch egal sein. Die Gefahr für die informationelle Selbstbestimmung von Millionen von Usern eher nicht. Der Streit, den Apple gerade vor Gericht gewann, belegt auch, wie die einst subversive Tätigkeit von ein paar Nerds zur zentralen Kategorie der (Netz-)Gesellschaft avanciert ist.
„Hacking Habitat“, die internationale Kunst-Ausstellung im niederländischen Utrecht, ist also nicht nur dem Standortmarketing einer Kommune geschuldet, die sich mehr ins Gespräch bringen möchte. Der Beweis für die zentrale Idee der Schau, dass „High-Tech Systeme unser Leben unter Kontrolle gebracht“ haben und zum zentralen Bestandteil unseres alltäglichen Lebensumfeldes geworden sind, wird uns mit jeder neuen App quasi frei Haus geliefert. Die künstlerische Aufarbeitung dieses sozialen Konfliktfeldes allererster Rangordnung war mehr als überfällig.
Die Utrechter Kuratorin Ine Gevers, Jahrgang 1960, ist eine Spezialistin für Ausstellungen und Themen jenseits des Mainstreams, „Niet normaal“ hieß eine Ausstellung von ihr 2010 in Amsterdam. Werke von 85 internationalen KünstlerInnen hat sie für ihr jüngstes Projekt versammelt. Darunter Größen wie William Kentridge, Joseph Beuys oder Harun Farocki. Und wo ließe sich die Idee, dass wir einer allumfassenden Kontrollgesellschaft ausgeliefert sind, besser visualisieren als in einem Knast?
Das Utrechter Gefängnis Wolvenplein, 1865 auf den Resten der alten Stadtmauer Utrechts nach dem Vorbild von Jeremy Benthams‘ legendärem Zentralgefängnis erbaut,…