Johannes Meinhardt
Gutes böses Geld
»Eine Bildgeschichte der Ökonomie«
Kunsthalle Baden-Baden, 5.3. – 19.6.2016
Wenn es um Geld geht, wird es ernst. Wer, zum Beispiel, in das Casino Baden-Baden eintreten will, in dem – neben der Kunsthalle und dem Stadtmuseum Baden-Baden – ein wichtiger Teil dieser Ausstellung (die Arbeiten von 67 Künstlerinnen, Künstlern und Künstlergruppen umfasst) gezeigt wird, muss mindestens 21 Jahre alt sein, sich einem traditionellen Dresscode (Hemd, Tuchhose, Jackett) unterwerfen und sich mit seinem Personalausweis registrieren lassen. Wer also ein Ticket für die Ausstellung erworben hat – es geht ja um Geld –, aber zu jung ist oder nicht dem Dresscode entspricht, kommt nicht in diesen Teil der Ausstellung. Und im Katalog findet sich ein Beitrag des deutschen Bundesministers der Finanzen mit dem Titel „Geld – weder gut noch böse an sich: Es liegt bei uns!“ Offensichtlich treibt das Gewicht des Themas die erstaunlichsten Reaktionen hervor, die zwar nichts mit Kunst, aber alles mit dem wirklichen Ernst des Lebens zu tun haben (wie wir wissen, ist im neoliberalen Kapitalismus „Geld“ das Synonym für „Leben“, da sich alle nur erdenklichen Lebensbereiche quantifizieren, ökonomisieren und kapitalisieren lassen – wie das der Kunstmarkt für die Kunst vorbildlich demonstriert).
Schon der Titel der Ausstellung weist deutlich darauf hin, dass die – in der Geschichte der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Malerei vorherrschende – Thematisierung des Geldes unter moralischen Gesichtspunkten die leitende Betrachtungsweise der ganzen Veranstaltung ist. Geld wurde im christlichen Rahmen konnotiert mit den unterschiedlichsten Todsünden: mit der „aufgeschobenen Begierde“, also mit dem Geiz (Avaritia) – das…