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Ausstellungen: Hamburg · von Rainer Unruh · S. 258 - 259
Ausstellungen: Hamburg , 2012

Rainer Unruh
Gute Aussichten

»Junge deutsche Fotografie 2011/12«
Deichtorhallen Hamburg, Haus der Photographie, 26.4. – 2.6.2012

Manchmal braucht man keine digitalen Tricks, um die Welt auf einem Foto wie eine Spielzeuglandschaft aussehen zu lassen. Man braucht nur den richtigen Ort, den richtigen Moment und das richtige Licht. Sebastian Lang (Braunschweig) hat all dies in Haßloch gefunden. Die Kleinstadt in der Pfalz ist ein Testmarkt der Gesellschaft für Konsumforschung (Gfk), die hier die Reaktionen auf neue Waren und Produkte untersucht. Die Wahl fiel auf die 20000-Einwohner-Gemeinde, weil sie eine in Bezug auf Alter und Einkommen annähernd durchschnittliche Struktur aufweist. Lang zeigt die Häuser der Musterkonsumenten. Man blickt auf standardisierte Fassaden in fahlem, unwirklichem Licht, nie ist ein Mensch zu sehen. Ansichten einer Stadt, die von allen guten Geistern verlassen zu sein scheint. Zwischen die 17 Lambda-Prints hat der Fotograf Leuchtkästen mit Zitaten der GfK und von Adorno gehängt. Wem seine Sympathien gehören, ist nicht schwer zu erraten.

Julia Unkel (Dortmund) verfolgt einen anderen Ansatz, der eher in Richtung Reportagefotografie weist. Ihre Serie „Im Angesicht“ zeigt Bilder aus einem Schlachthof: Porträts der Arbeiter, die Instrumente, mit denen die Kadaver zerlegt werden, den weiß gekachelten Schlachtraum nach der Reinigung, eine in ihrer formalen Strenge an Candida Höfer erinnernde Arbeit. Und auch der von Unkel fotografierte tote Tierkopf, der den Flyer zur Ausstellung ziert, hat nichts Grauenerregendes an sich, sondern strahlt die Ruhe eines Stilllebens aus.

An allen sieben jungen Fotografen, die aus 95 Bewerbungen für die Ausstellung „Gute Aussichten“ ausgewählt wurden, fällt auf, dass sie reflektiert und…



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