Gut, schnell und billig oder wie gründe ich einen Fernsehsender
Frank Frangenberg im Gespräch mit Stephan Dillemuth, Hans-Christian Dany, Joseph Zehrer von UTV
UTV heißt “unsere Television”, unser Fernsehsender. “TV von unten”: Fernsehen für alle und Werbung für alle. Die Televisionäre von UTV wollen senden, sie wollen eine Frequenz für ihren Fernsehsender, einen Fernsehsender, der sich selber trägt. Das ökonomische Modell bieten die bekannten Kleinanzeigenblätter, die in jeder Stadt anders heißen. UTV denkt mit dem Ertrag der Anzeigen ein redaktionell betreutes Low-Budget-Programm am Abend zu finanzieren. Auf dieser Frequenz sollen sich der herbe Charme der bundesrepublikanischen Gegenöffentlichkeit mit dem sprudelnden Leben von Garagenverkäufen und Telefonparties treffen. UTV könnte eine Mischung aus Offenem Kanal, Flohmarktfernsehen und ambitioniertem Experimentierfeld für Theorie und Kunst werden, bei dem alle Fernsehen machen könnten. Das Ende der Utopie ist vorhersagbar, dabei programmatisch: Was besagt das einkalkulierte Scheitern – keine Frequenz zu bekommen – über die Machtverhältnisse in der Medienlandschaft? Warum und an wen werden Frequenzen vergeben?
Die Vision ohne Frequenz sendet noch auf allen anderen Kanälen: ein Workshop “TV von unten” auf dem Chaos Communication Congress in Hamburg, oder eine 3stündige Videowochenschau mit über 50 Beiträgen, die, nach dem Schneeballprinzip verteilt, in über 70 kommunalen Kinos, Kneipen und privaten Fernsehparties lief.
Das Interview wurde mündlich geführt und hat eine weitgehende schriftliche Revision erfahren, unschwer am Duktus der Sprechenden zu erkennen.
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F. F.: Was ist ein Fernsehsender?
UTV: Alles was empfangen wird, wurde einmal gesendet. Wir sind ein Fernsehsender, denn Sie empfangen uns jetzt.
Ich muß also kein Sender sein in dem Sinne, daß…