Christian Huther
Gustave Courbet
»Ein Traum von der Moderne«
Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main, 15.10.2010 – 30.1.2011
Dieser Künstler wusste, wie man einen Skandal provoziert. Vor 160 Jahren malte er einfach Alltagsmotive wie Bauern, Tagelöhner oder ein Begräbnis. Und er trug die Farbe mit dem Spachtel auf, verteilte sie dann mit einem breiten Borstenpinsel. Thematik und Malerei waren also gleichermaßen hässlich. Damit war Gustave Courbet (1819-1877) ein Skandal sicher. Der machte ihn zwar zum meistkarikierten Künstler seines Jahrhunderts, trug jedoch seinen Namen weit über die Grenzen Frankreichs hinaus. So konnte er in den 1850er-Jahren größere Erfolge in Deutschland als in seiner Heimat feiern. Heute gilt er als Begründer des Realismus und als Wegbereiter der Moderne, als Vorkämpfer einer sozial engagierten Malerei und als Revolutionär der Pariser Commune.
Die Frankfurter Schirn Kunsthalle will nun einen „anderen Courbet“ abseits der großen Meisterwerke präsentieren, halten doch etliche seiner weniger bekannten Bilder eine Welt der Versunkenheit fest – und das inmitten der hektischen Industrialisierung seiner Zeit. So rückt die Schau eine bisher vernachlässigte Seite des Künstlers ins Licht und zeigt den „Träumer und Romantiker“, einen Künstler „zwischen Provokation und Introspektion“. Bei solch hehren Worten von Schirn-Chef Max Hollein stellt sich eine gewisse Skepsis ein, ist doch angesichts der vielen Ausstellungen landauf, landab schon manche Idee aus Verlegenheit geboren worden. Zudem wurde Courbet erst vor drei Jahren in Paris und New York gefeiert, wenngleich die letzte große Schau in Deutschland vor mehr als 30 Jahren stattfand. Freilich lässt der Name des Kurators aufhorchen, beschäftigt sich doch der renommierte Kunsthistoriker Klaus…