Rainer Unruh
Gustave Caillebotte
„Über das Wasser – Gustave Caillebotte. Ein Impressionist wieder entdeckt“
Kunsthalle Bremen, 29.6. – 5.10.2008
Ordrupgaard, Kopenhagen, 17.10.2008 – 22.2.2009
Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid 16.3. – 14.6.2009
Man kennt Gustave Caillebotte (1848-1894) als den Maler der modernen Großstadt, der das neue, von Baron Haussmann geprägte Paris mit seinen langen Boulevards in Bildern wie „Straße von Paris, Regenwetter“ (1877) feiert. Die Ausstellung in Bremen setzt einen anderen Akzent. Gleich zu Beginn stimmt der Nachbau eines Segelboots den Besucher auf das bestimmende Thema der Retrospektive ein: Caillebottes große Leidenschaft war der Wassersport.
Ende der 1870-er Jahre entstanden eine ganze Reihe von Arbeiten, die Ruderboote, Kanus und Angler zeigen. Am Flüsschen Yerres bei Paris, wo Caillebottes Eltern ein Landgut besaßen, beobachtete der Maler das Treiben der Sonntagsausflügler. Auffällig ist die ungewöhnliche Perspektive, aus der er das Geschehen auf und am Wasser darstellt. Die beiden „Ruderer“ (1877) rückt Caillebotte beispielsweise so dicht in den Vordergrund, dass man glaubt, sie würden beim nächsten Schlag aus dem Bild herausfahren. So würde heute vielleicht ein Regisseur eine Szene filmen, um die Schnelligkeit des Bootes zu betonen. Es scheint, als ob der Maler an Bord wäre und von oben auf die Männer herabsieht. Möglicherweise hat der Künstler die Position eines Ruderlehrers eingenommen, der am Bug steht und schaut, wie sich der hintere der beiden Strohhutträger macht, so die Hypothese von Richard Thomson im Katalog.
Auf die Individualität der Personen kommt es Caillebotte bei dieser Werkgruppe nicht an. Entweder ist das Gesicht durch einen Strohhut verdeckt wie bei den „Ruderern“ und bei „Kanus…