Gustav Metzger
„Verweigerung war für mich eine Pflicht“
Rückblickende Bemerkungen über Zerstörung, das Verschwinden und die Aufgabe der Kunst
Ein Gespräch mit Herbert Kopp-Oberstebrink und Judith Elisabeth Weiss
Nicht nur als Künstler hat Gustav Metzger (geb. 1926) maßgeblichen Einfluss auf die britische wie auch die internationale Kunstszene, sondern auch als politischer Aktivist, der sich in der Friedens- und Umweltbewegung engagiert. Als Erfinder der „autodestruktiven Kunst“ beschäftigte er sich mit den zerstörerischen Potentialen moderner Industriegesellschaften, als Kritiker des Kunst-Establishments hat er stets scharf gegen künstlerische Vereinnahmungen Stellung bezogen und die Kunst als Domäne der Freiheit verteidigt. 1974 rief er zum Kunststreik auf und proklamierte die Years without Art, die er mit dem Slogan „Don’t make art but study art“ von 1977 bis 1980 für sich etablierte. Wiederholt polemisierte er gegen Werbung in Kunstzeitschriften und kritisierte die Kommerzialisierung der Kunst durch Strategien der Manipulation. Seine 2007 initiierte Kampagne Reduce Art Flights mit dem von der Roten Armee Fraktion und der Royal Air Force geborgten Akronym RAF richtete sich gegen den Jetset-Kunsttourismus. Bis heute verweigert er sich konsequent dem von ihm kritisierten Galeriesystem. Die Documenta 2012 eröffnete ein weiteres Spektrum der künstlerischen Arbeit Gustav Metzgers. Hier wurde eine Auswahl aus mehreren hundert Zeichnungen von Gesichtern und Figuren auf Papier gezeigt, die der Künstler im Jahr 1965 fest verpackt in London eingelagert hatte und die 2010, nach 45 Jahren, erstmals wieder das Tageslicht erblickten. Das Sujet der menschlichen Gestalt mit seinen personalisierenden Eigenschaften präsentierte sich als Werkkomplex, der die Reflexionen des Künstlers über Destruktion, Auflösung und Subjektlosigkeit…