DIETER BUCHHART
Günther Selichar
“Third Eye”
Landesgalerie, Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz, 22.1. – 29.2.2004
Screen, cold”. Das dritte Auge – ein Monitor, der von einer Überwachungskamera mit Bildern gespeist werden kann – ist ausgeschaltet. Günther Selichar fand den Bildschirm in einem Haushaltswarengeschäft mit Billigelektronik und nahm diesen mit einer digitalen Scanner-Kamera in kaltem Zustand auf. Es ist einer jener Monitore und Displays, die der Künstler seit 1997 in ausgeschaltetem Zustand festhält und der für seine umfangreiche Personale in der Landesgalerie des Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz titelgebend ist. Marc Ries formuliert: “Diese Screens sind elektronische Schirme, das heißt sie verfügen über zwei Zustände: Ein und Aus. Die Entscheidung für einen der beiden Zustände kommt einer existentiellen Grundaussage gleich, sie berührt den fundamentalen okzidentalen Dualismus von Sein und Nichts. Selichar entscheidet sich für ausgeschaltete Screens. Er fotografiert die leeren, entsemantisierten Flächen mit wissenschaftlicher Genauigkeit.”1
Selichar fokussiert auf die Hülle des im aktiven Zustand informationsvermittelnden Gerätes, wobei die Gehäuseteile als schmale rahmende Elemente die elektronische Anzeige flankieren, buchstäblich einen Rahmen bilden. Der Screen wird zum Zentrum des Bildgeschehens, wobei die Scanner-Kamera eine höchstmögliche Detailschärfe erzielt und die dem Bildaufbau zugrundliegende Bildfläche in ihrer Grundstruktur dokumentiert. So öffnet der Künstler, wie bereits in seinen frühen Arbeiten, den Blick für jenes, das sich unserem gewohnten Rezeptionsverhalten entzieht. In einer “Art archäologischer Arbeit” legt Selichar “bestimmte Entstehungsmechanismen oder auch Schwellen” frei, “über die Bilder laufen”. In “Sources” hatte er Mitte der 1990er Jahre bereits mittels “mikroskopischer Methoden auf die ,Sprach’-Formen dieser Technologien” zugegriffen, “die sonst gar nicht oder nur teilweise…