Renate Puvogel
Günther Förg
Museum Hans Lunge, Krefeld, 15.3.-3.5.1987
Möglicherweise wäre es die größte Bestätigung für Mies van der Rohe, zu erleben, wie stark sich Künstler von seiner Architektur der Häuser Lange und Esters herausgefordert fühlen, zu welch unterschiedlichen Lösungen diese Auseinandersetzungen führen und wie sehr sich die beispielhaften Bauten gerade in wechselndem Gewand behaupten.
Der fünfte Mies van der Rohe-Preisträger, der 35jährige Münchener Günther Förg, hatte sich bereits vor Stipendienbeginn mit den Krefelder Bauwerken beschäftigt. Seine großen Fensterbilder, ausgestellt im fensterlosen Zentralraum der Berner Kunsthalle, imaginierten Ausblicke in reiche Vegetation, ohne dabei ihren Bildcharakter verleugnet zu haben. Sinnlos, diese Farbfotos an ihrem Ursprungsort mit den realen Gegebenheiten wetteifern zu lassen.
Statt dessen initiiert Förg in seiner das Stipendium beschließenden Ausstellung einen brillanten Dialog zwischen den Miesschen originalen Fenstersituationen im Erdgeschoß und Großfotos von Glastüren der zeitgleich 1926/28 erbauten Villa Ludwig Wittgensteins in Wien. Anders als in Bern erteilt Förg hier den sich zum Garten hin weit öffnenden Wohnräumen mit den lichtdurchfluteten Türbildern zusätzliche Helligkeit, während er die große Halle mit wandhohen, dunklen Bronzereliefs beschwert. Dem ursprünglichen Wandanstrich nachempfunden, sind die Räume mit den braungerahmten, verglasten Fotos hellbeige, die Halle mit den Metallarbeiten lichtgrau gehalten. Noch weitergehend ließe sich der Gegensatz in dem Sinne interpretieren, daß die stillen, opaken Negativfenster zur einsamen philosophischen Meditation einladen, während die glasreichen Eckräume zu einem lebhaften Diskurs anregen.
Förg reichert seine Gesamtinstallation zum Thema Bild als Fenster der Architektur im Parterre mit einem Porträtfoto, im Obergeschoß mit 32 farbigen Bleibildern und Zeichnungen an. Alle Arbeiten umkreisen das Verhältnis von…