Reinhard Ermen
Günter Umberg
Galerie Rolf Ricke, Köln, 14.2. – 21.3.1992
Günter Umbergs Arbeit wird vielfach als Herausforderung empfunden; nicht weil er “schwarze” Bilder malt (eine Charakterisierung, die er sich so gefallen lassen muß, auch wenn sie de facto nicht ganz zutrifft), sondern weil seine Farbe aus den reinen Pigmenten wächst, die nur soweit wie unbedingt nötig mit einem Harzbinder fixiert sind und in konzentrierten Bewegungen vorgetragen werden. Schon von daher entzieht sich dieses Werk der gängigen Klassifizierung als Malerei, auf die Umberg selbst allerdings großen Wert legt. Letztendlich kreuzen sich in seiner Arbeit Konzentration und Entgrenzung, und nicht von ungefähr hat Umberg auch gelegentlich mit Wolfgang Laib ausgestellt, dessen Entgrenzungen als eine Art Kontrapunkt zu ihm gesehen werden können. Umbergs Arbeitsweise verleiht den in zahllosen Arbeitsgängen übereinandergelegten Schichten vibrierende Intensität, die einhergeht mit einem Höchstmaß an Empfindlichkeit. Die samtgleichen, horizontal und vertikal ineinander verwobenen Lagen ziehen den Betrachter an, in jeder Arbeit muß das Auge sich wieder aufs neue vergewissern, was zu sehen ist, da Materialität und Struktur immer wieder von der reinen Übermacht der Farbe umschlungen werden.
Lange Zeit potenzierte sich diese Dialektik in dünnen Aluminium-Tafeln, die von der Malerei zur Gänze aufgesogen wurden, und an der Wand als “Tafelbilder” selbständig sein wollten, ein Anspruch, den diese Bilder als Erkundung des Möglichen einlösten. Groß war deshalb die Überraschung, als Umberg Anfang 1990 erstmals seine Malerei auf starke Holzträger setzte, die sich zur Wand hin verjüngen. Der mächtige, vielleicht fünf Zentimeter dicke Träger wird zum konkreten Widerpart des hochsensiblen malerischen Gefüges, doch…