Gunter Damisch
geb. 1958 in Steyr/OÖ, lebt in Wien
Darauf aufbauend, benützt Damisch die Methode des New Image Painting. Bestandteile verschiedener Kulturen werden herangezogen, gegeneinander gesetzt, kritisiert und reaktiviert. Aktuelle Zeichen der internationalen Medienwelt (Bildschirmlicht, display-Körper, Videoschemen) treten in Kontrast zu mythischen Zeichen von Naturkulturen (Totems, Buntkleider, Farbenschmuck), unterliegen ihnen, werden aber durch Wien-Traditionelles (Menschenkörper, flach wie die Farbe und in ihr träumend; Ornamente, die die Materialität erleichtern; ikonenartige Landschaftsmalerei) aufgehoben und versöhnt.
Dadurch entsteht ein Kolonismus, der die jugendliche Bilderwelt als farbenfrohe wiederfindet, die Phantasie erregt und den Vorschlag darstellt, die neue Urbanität der Metropole als gesitteter Stadtindianer zu bewältigen, durch kindliches Imaginieren des Geheimnisses der Formen und verwundertes Schauen wie in der Kulturlandschaft. Diametrale Farbkontraste und Figuren, die als Gespenster, Gehängte, Totems oder Unbeholfene erscheinen, ergeben Kränkung, Verletzung und Klaustrophobie, werden jedoch durch die gemeinsame Sonnenhelle aller Farben und durch die Möglichkeit, unzählige Geschichten zu erzählen, mit dem Glück des Spielens versehen. Der Betrachter steht vor den Bildern wie K. vor dem Schloß, er wundert sich über die Dichte und Schwere der Farben und die Düsternis und Schemenhaftigkeit der Zeichen, bis er ins reine Schauen findet, ins sehende Horchen und visuelle Lauschen. Die zeitliche Ruhe, die damit verbunden ist, löscht das städtische Hasten, weckt die Reminiszenz an die Kindheit und die Fähigkeit, Unheimliches als Geheimnisvolles zu deuten und die Farbbeobachtung zu intensivieren, bis sie magisch wird.
Robert Fleck (1985)