Guillaume Bijl
Reproduktion, Rekonstruktion, Typus:
»Die Liquidation der Kunst – des geschlossenen Kunstwerks – wird zur ästhetischen Fragestellung, und das Gleichgültigwerden des Materials selber bringt den Verzicht auf jene Identität von Gehalt und Erscheinung mit sich, in welcher die traditionelle Idee der Kunst terminierte.«
T. W. Adorno, Philosophie der neuen Musik, Frankfurt 1972, S. 114
1. Der Künstler, der eine Ware seinem ursprünglichen Kontext entnimmt und sie in einen architektonischen Kontext setzt, dessen Funktion der Aufweis und die Untersuchung von Kunst ist, sucht eine Verbindung mit Duchamp und der Tradition des Ready-Mades. Das Ready-Made stellt die Existenz dieses Vorbehalts sicher, aber betont gleichzeitig die Verletzlichkeit dieser Grenze. Es stellt die Konventionen und Funktionen des Kunst-Kontextes in Frage, aber anerkennt die relative Autonomie ihres Aktionsraumes, der eine Kritik ab ovo nicht ausschließt. Heute ist das kritische Potential des Ready-Mades nur noch ein historischer Moment. Im besten Falle kann man sich nur noch auf das Konzept beziehen. Kunst-Produktion ist historisch gebunden und hat ihre unmittelbare Bedeutung und Relevanz nur, wenn die Konditionen ihrer Anerkennung bestimmt werden. Die Wertschätzung der Kunst der Vergangenheit ist oft durch soziale Konventionen und oberflächliche ästhetische Betrachtungen begründet. Das Wissen über Herkunft, Aneignung und Produktionstechniken fügt dem eine intellektuelle Ästhetik hinzu. Der sogenannte ‘universale’ Wert der Kunst ist nicht mehr als eine, oft mühsam gerechtfertigte, unkritische Präsentation eines idiosynkratischen Schönheitsideals. Das Ready-Made als Kunstwerk ist problematisch: In dem Moment, wo ein Flaschentrockner in einer Ausstellung zum Kunstobjekt wird, verliert es seine Bedeutung und wird zu seiner eigenen Negation.
2. Die Kunstauflösungsinstallationen von Guillaume…