Stefan Römer
Guillaume Bijl
Museum van Hedendaagse Kunst, Antwerpen, 13.4. – 9.6.1996
Was macht ein Fernsehquizstudio in einem Museum? Die Besucher schlüpfen in verschiedene Rollen: das Publikum, der Talkmaster oder die Kandidaten, die einen der blitzend präsentierten Kleinwagen gewinnen wollen. Schließlich entdeckt man hinter der Bühne die Garderobe. Die laufenden Kameras und die angeschlossenen TV-Monitore, das gleißende Licht auf der Bühne – die Inszenierung scheint perfekt. Dann liest man, daß von hier aus tatsächlich wöchentlich eine Quizsendung übertragen wird.
Eine Etage höher findet sich neben dem Museumsbistro kommentarlos ein Fahrschulraum. Die Ausstattung entspricht der Erinnerung an Fahrschulen. Doch die Verfremdung entsteht durch die Verschiebung und Disfunktion des Fahrschulraumes ins Museum. Guillaume Bijl versteht sich darauf, Räume “naturgetreu” ins Museum zu transferieren, zu re-inszenieren.
Transformationsinstallationen nennt Bijl diese aus dem Alltagsleben ins Museum importierten funktionalen Räume, die dort nur noch eine symbolische Funktion haben. Sie unterscheiden sich von den ebenfalls in Antwerpen präsentierten Installations Trouvées durch die Komplexität ihres Raumentwurfs. Die Gefundenen Installationen, die bspw. in Vitrinen Pokale oder auf kleinen Podesten Objekte nach formalästhetischen Kriterien gruppieren, versteht Bijl als skizzenhafte Vorarbeiten zu den komplexeren Transformationsinstallationen. Bijl bevorzugt solche Räume, die im Alltag besonders auffällig mit Hilfe ihres ästhetischen Systems soziale Handlungen regulieren. Eine dazu genau entgegengesetzte künstlerische Handlung charakterisieren seine Situationsinstallationen, obwohl sie z.T. identische Themen behandeln. Diese von ihm selbst konstruierten Raumsysteme werden in öffentliche Räume exportiert, um dort durch minimale Differenz zu ihrem Kontext zu irritieren.
Den Installationen Bijls haftet in dieser konzentrierten Form, wie sie anläßlich dieser Retrospektive auftreten, in mehrfacher Hinsicht…