München
Gruppendynamik
Der Blaue Reiter
Städtische Galerie im Lenbachhaus ab 23. März 2021
von Heinz Schütz
Der Blaue Reiter formierte sich in den ländlichen Voralpen-Gemeinden Murnau, Sindelsdorf, Tegernsee und der damaligen Kunstmetropole München. Im Namen eines neuen, universalistischen Kunstverständnisses beanspruchte er seiner Zeit avantgardistisch voraus zu galoppieren. Dabei beschränkten sich seine öffentlichen Auftritte im Wesentlichen auf den von Wassily Kandinsky und Franz Marc herausgegebenen Almanach „Der Blaue Reiter“ und auf zwei Ausstellungen. Die eine fand im Dezember 1911, die andere im Februar / März 1912 in München statt, beide zirkulierten danach in mehreren europäischen Städten. Bis heute gilt der Blaue Reiter im Konzert der Avantgarden als kunsthistorisches Ereignis, das sich in München studieren lässt. Basierend auf einer 1957 erfolgten, durch Ankäufe erweiterten Schenkung von Gabriele Münter, verfügt das Münchner Lenbachhaus über die weltweit umfassendste Sammlung von „Blauer-Reiter-Kunst“. Sie wurde, kunsthistorisch kanonisiert und als Marke eingeflochten in ein Netz aus Markt und Tourismus, zur hohe Besucherzahlen garantierenden Hauptattraktion des Museums.
Mit seiner Ausstellung „Gruppendynamik – Der Blaue Reiter“, in der die eigene Sammlung um eine Reihe bedeutender Leihgaben erweitert wird, vollzieht das Lenbachhaus nun einen sehenswerten Spagat, der Historisches zurechtrücken will und den Anschluss an heute aktuelle Fragen herstellt. Während im Umgang mit dem Blauen Reiter der Schwerpunkt immer wieder auf Künstler wie Kandinsky und Marc, aber auch Macke, Jawlensky und den eine weniger zentrale Rolle spielenden Paul Klee gerichtet ist, sieht das Lenbachhaus die Ausstellung als Teil seines Projekts „Kollektive der Moderne“, das bereits vergangenes Jahr startete und auch im Herbst fortgesetzt wird. Das…