Gruber & Vedder
Mama’s Little Pleasure” (1984, 5’18”), “Big Brother Blues” (1986, 5’52”), “Catfish Tango” (1986, 7′), “Der Herzschlag des Anubis” (1988, 5′), diese vier Videobänder von Bettina Gruber (geb. 1947) und Maria Vedder (geb. 1948) bilden nach den ersten gemeinsamen Experimenten mit Video seit 1978 einen in sich geschlossenen Corpus.1 Einerseits fließen in ihn natürlich die unterschiedlichen künstlerischen Interessen beider Künstlerinnen ein, die sich hier jedoch miteinander verschränken und zu einer gewissen Autonomie gegenüber den individuellen künstlerischen Ansätzen führen, zu einer ganz besonderen Ästhetik verdichten. Zum anderen sind die formalen und inhaltlichen Entwicklungsschritte zwischen den einzelnen Bändern sehr klar, folgen aufeinander und verkörpern in gedrängter Form die Entwicklung einer künstlerischen Sprache, wie sie für Einzelkünstler typisch ist. Es ist die Fähigkeit beider Künstlerinnen, sich aufeinander einzustellen und ohne Verharren in bereits erprobten eigenen künstlerischen Ausdrucksformen miteinander eine neue Art des Ausdrucks zu finden, die die ästhetische Überzeugungskraft dieser Werkgruppe, aber auch die Stringenz ihrer Ästhetik kennzeichnet.
Bereits die Titel der Videos verweisen auf einen typischen Zug der Arbeiten: Aus ihnen klingt eine spezifische Leichtigkeit, etwas Spielerisches, auch etwas Abgeklärtes, wie man es zuweilen in Kinderliedern findet. Mit anderen Worten: eine bestrickende Rücksichtslosigkeit, deren Überzeugungskraft in der mit dem Glanz einer Pralinenschachtel verzierten lapidaren Härte der Aussage besteht. Dazu gehört auch, daß in der Bildwelt dieser Tapes weltanschauliche Metaphorik unmittelbar neben privater, ja fast intimer Obsession liegt. Die Rhetorik ist hinterhältig, kommt zunächst mit beschwingter Einfachheit mit einem Hang zur Komik daher, um dem Betrachter das Lachen in den Hals zurückzuschlagen, kaum…