53. BIENNALE VENEDIG: Länderpavillons
Kommissar Andrea Rose. Kurator: Richard Riley / Ort: Giardini
Grossbritannien: Steve McQueen
Steve McQueen
Hier wird Videokunst noch ordentlich zelebriert: Wer das neueste, für die Biennale entstandene Werk von Steve McQueen im Pavillon von Großbritannien erleben will, muss sich einen Einlasssticker abholen – die Zahl der Besucher ist auf 60 begrenzt. Zehn Minuten vor Beginn der halbstündigen Vorstellung hat man sich vor dem Gebäude einzufinden, um dann in den abgedunkelten Vorführraum geleitet zu werden. Hier darf man auf mit Veloursteppich bezogenen Sitzstufen Platz nehmen. Es folgen mehrfache Hinweise, doch bitte alle Mobilfunkgeräte auszustellen, dann wird es dunkel. Derart vorbereitet ist man selbstverständlich mehr als ohnehin schon gespannt auf den neuen Film des Turner-Prize-Trägers. Arbeitete McQueen zunächst spielerisch und experimentell, griff er in den letzten Jahren verstärkt sozialkritische und politische Themen auf. In seinem ersten, 2008 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes vorgestellten Spielfilm „Hunger“ beschreibt er die letzten sechs Lebenswochen des IRA-Mitglieds Bobby Sands, der 1981 nach 66 Tagen Hungerstreik starb. Dafür erhielt McQueen die Camera d’Or (Filmpreis für Erstlingswerk). Wer nun eine politisch engagierte Arbeit erwartet hatte, wurde enttäuscht. In seinem 30-minütigen Biennale-Beitrag widmet sich McQueen nicht sozialkritischen Themen, sondern der Welt der Kunst. Sujet seines Films sind die Giardini von Venedig. Was passiert eigentlich an diesem berühmten Ausstellungsort, wenn alle Ausstellungen vorbei sind? Wenn im winterlichen Regen nur noch Überreste der Kunstverpackungen vor den Pavillons liegen, Müllhaufen, in denen hochbeinige, schlanke Hunde unentwegt herumwühlen? Nichts passiert. Tropfen fallen, kleine Lebewesen, Insekten und Schnecken behaupten ihr Dasein, schwule…