Renate Puvogel
Große Sprünge
»Der entscheidende Moment in der Fotografie«
Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen, 17.8. – 12.11.2006
Es überrascht, dass dem faszinierenden Thema ‘Sprung’ im Medium Fotografie noch nie eine Ausstellung gewidmet worden ist, treffen sich doch im Sujet Sprung inhaltliche und formale Aspekte in einer Art Klimax. ” Die Fähigkeit der Fotografie, in Sekundenbruchteilen den ‘entscheidenden’ Augenblick eines Handlungsablaufes zu fixieren, findet in kaum einem anderen Motiv so sehr Verdichtung wie im Bewegungsmoment des ‘Sprungs'”, so die Kuratorin Sylvia Böhmer. Es versteht sich, dass dieses Kriterium nicht für die Fotografie insgesamt gilt sondern für den Bereich handlungsintensiver Darstellung, egal, ob es sich um die gezielte Dokumentaraufnahme oder eher um das schnappschussartige Fixieren eines alltäglichen Geschehens handelt. ‘Täter’ und ‘Opfer’ begegnen sich im Moment des Umbruchs. Immer geht es um den Augenblick als Schnitt im Kontinuum von Ort und Zeit. In sämtlichen Fotografien ist der Schwebezustand im Übergang von einer situativen Position in eine neue, von einem Element in ein anderes eingefangen, sei er nun bewusst herbeigeführt oder spontan entstanden. Damit stellt sich der Fotograf dem uralten Problem, einen Prozess sozusagen zu durchbrechen und ihn im optimalen Moment zu bannen, dabei dem Statischen das Dynamische allerdings in der Weise einzuverleiben, das letztere nicht verloren geht.
Nach mehrjähriger Planung hat die Kuratorin rund einhundert zwischen 1887 und 2005 entstandene Fotografien von rund 20 Leihgebern zusammengetragen, hätte das Konvolut aber, wie sie sagte, leicht verdoppeln können. Oberstes Kriterium für die Auswahl hat selbstverständlich die künstlerisch-ästhetische Qualität zu sein; dies gilt für bekannte wie anonyme Fotokünstler und -reporter…