Jens Rönnau
Grenzerweiterungen
»Aby Warburg in Amerika
Photographien der Reise zu den Pueblo-Indianern 1895 – 1896«
Altonaer Museum in Hamburg, 10.2. – 25.4.1999 und ein aktueller Ausblick auf das Warburg-Haus in Hamburg
Vor 104 Jahren, am 6. September 1895, verläßt ein 29jähriger Mann aus gutsituierten Verhältnissen Deutschland zu einer Reise nach Amerika mit zwei Zielen: die Hochzeit seines Bruders in New Yorker Bankierskreisen und die Erforschung indianischer Kulturen im Südwesten der Vereinigten Staaten. Während ersteres Anlaß für den Zeitpunkt der Reise sein mag, ist die Forschungsreise der eigentliche Interessens-Inhalt des Mannes. Aby Warburg (1866 – 1929), ältester Sohn einer jüdischen Hamburger Bankiersfamilie, hatte auf das Bankhaus als Erbe verzichtet unter der Bedingung, daß sein jüngerer Bruder ihm zeitlebens seine aufwendige Bibliothek finanzieren würde. Er ist Kunst- und Kulturhistoriker, ein geborener Wissenschaftler, welcher der Wissenschaft zu wichtigen interdisziplinären Grenzerweiterungen verhilft.
Bei den Pueblo-Indianern in Colorado, New Mexiko und Arizona sucht Warburg nach Resten unverfälschter Kulturtradition. Mit einer neuartigen Fotokamera, die er als Laie handhaben kann, hält er als Feldforscher seine Reiseeindrücke fest, untermauert durch eine Vielzahl von Skizzen, Notizen und tagebuchartigen Beschreibungen. Er gelangt durch Vermittlung dritter in die heiligsten Bereiche der Indianer, darf ihren Ritual-Tänzen beiwohnen und diese fotografieren. Daneben erwirbt der Wissenschaftler Gegenstände wie Figuren und Gefäße, die er von seiner neunmonatigen Reise mit nach Hamburg bringt.
Einige dieser Tongefäße, Landkarten mit handschriftlichen Reiserouten und vor allem 90 der Fotoaufnahmen Warburgs zeigt die Ausstellung, die für das Londoner Warburg Institute als Wanderausstellung konzipiert wurde mit Stationen in Ferrara, Rom, Hamburg, Paris und Santa Monica….