Grenzen der Kunst
Philip Ursprung gehört zu jenen Kunsthistorikern, die auf eine langjährige Erfahrung als Kurator verweisen können. So hatte er u.a. 1996 einen Workshop in Palazzo Liestal nahe Basel mit Allan Kaprow organisiert, der ihn zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dessen Werk veranlasste. Diese Praxisnähe mag auch eine der Gründe dafür sein, warum Ursprung ein besonderes Interesse an der Analyse der Mechanismen der Art World zeigt. Nicht mit der Frage “was ist Kunst?” sondern “wo ist Kunst?” beschäftigt er sich, wie er mehrfach in dem als Habilitationsschrift veröffentlichten Buch “Grenzen der Kunst” betont. So wählte er für diese Untersuchung zwei Künstler, die die zum Spektakel gewordene Kunst der 60er Jahre reflektierten und deren Grenzen ausloteten. Neben Allan Kaprow handelt es sich dabei um Robert Smithson. Beide sind Künstler, die selbst Texte verfassten und ihre Produktion theoretisch untermauerten. Was für Ursprung als ein Indiz zu werten ist, dass die Kunstkritik seit jener Periode an Bedeutung und Aussagekraft verloren hat. Aber auch die Kunstgeschichte sei darin gescheitert, sich gemäß der Entwicklung der Kunst zu verändern.
Für Philip Ursprung sind beide Künstler Grenzgänger. Allan Kaprow begibt sich mit dem Happening an den Rand der Malerei und Robert Smithson mit Land Art an einen Extrempunkt der Skulptur. Mit dem synästhetischen Happening sprengte Kaprow die Gattungsgrenzen und aktivierte den Rezipienten, mit “Earthworks” schuf Smithson im Außenraum skulpturale Interventionen von außergewöhnlichem Ausmaß. Der Autor betrachtet sie trotz ihrer innovativen Produktion als Diskursverlierer, denn statt Kaprow wurde in den 60er Jahren sein Konkurrent Claes Oldenburg bzw. die Pop…