Martin Blättner
Grenville Davey
Württembergischer Kunstverein, Stuttgart,
25.3. – 5.6.1994
Dieser Raurn, diese Leere, diese Skulpturen. Der Vierecksaal im Württembergischen Kunstverein ist ein architektonisch-plastisches Kunstwerk: Er umfaßt einen hohlen Quader mit beachtlichen Ausmaßen und funktioniert als ungegliederter Ausstellungsraum. Dreizehn Werke des jungen britischen Bildhauers wurden im Raumganzen sorgfältig ausponderiert, der Betrachter nimmt die signifikanten Objekte dankbar als Orientierungshilfen an. Weitere Plastiken wurden im schmaleren Zwischenbau aufgestellt, dort sind sie leichter zu übersehen. Doch was bedeuten sie? So bekannt einem einzelne Stücke vorkommen, so fremd und befremdend wirken sie in diesem Zusammenhang. Da hat man es einmal mit einer Art Getreidesieb auf einem lackierten Gestell zu tun. Das feinmaschige Gitter ist mit einer kristallinen Kruste überzogen, die Auslese-Funktion des Siebens wurde somit nur unzureichend erklärt, den Gebrauch dieses offenbar nützlichen Gerätes hat man ohnehin außer Kraft gesetzt – die erste Voraussetzung zur kontemplativen Versenkung über die schöne Reinheit und Klarheit der Geometrie ist dadurch gegeben. Weitere Assoziationen sind freilich nicht ausgeschlossen. Bedacht werden muß: bei diesen “Skulpturen”(der traditionelle Begriff des gemeinten Herausschälens und des Meißelns oder Hämmerns aus der Materie trifft kaum zu) bleibt meistens unklar, ob es sich um vorgefundene Manufakturen oder um fabrikmäßig hergestellte Ready-mades handelte. Einige täuschen “nützliche” Aufgaben vor, die sie nie ausgeführt haben oder ausführen werden: so etwa dieser an die Pop-art erinnernde, überdimensionale Schaltknopf; oder jene eher postmodernen Objekte wie die blinden Spiegel aus lackiertem Stahl oder schließlich diese aus dem Industrie-Design abgeleiteten Tisch-Möbel, bei denen das jeweilige Material(Holz oder galvanisierter Stahl) eine entscheidende Rolle bei der…