Hans Rudolf Reust
Gregor Schneider
Kunsthalle Bern, 31.1. – 6.3.1996
Türen im Format einer Zimmertüre werden in einem Museum gewöhnlich nicht geöffnet, sie führen, so muß vermutet werden, in Diensträume und dürften daher ohnehin verschlossen sein. Selbst wer die Räume der Kunsthalle Bern nicht kennt, mußte daher irritiert sein, an unerwarteten Stellen, mit architektonisch kaum motivierten Dimensionsverschiebungen, Türen aus privaten Räumen anzutreffen. Schmale hölzerne Treppenstufen machten es schließlich klar: Hier waren Räume in der Dimension von Wohnräumen in die Säle eingebaut.
Seit nunmehr zehn Jahren baut Gregor Schneider in einem mehrstöckigen Haus in Rheydt bei Mönchengladbach. Eigenhändig, mit unbeirrbarer Konsequenz setzt er Räume in Räume, errichtet er Irrgärten, die er zunehmend gegen Tageslicht, Schall und Strahlungen isoliert. Der Zunahme an Material entspricht eine Verkleinerung des Bewegungsraums, aber auch ein wachsender Verlust des Überblicks. Das Haus existiert nur in seiner äußersten Gestalt und in den innersten Schalen, die als Bezugsraum für Gäste allerdings von größter Selbstverständlichkeit sind. Wer weiß schon, daß er am Tisch bei Kaffee und Sahnetorte mit dem Raum mechanisch um die eigene Achse gedreht wird. Wer möchte am diffusen Sommerwetter hinter trüben Fensterscheiben, dem sanften Windhauch im Vorhang zweifeln. Die Vorstellung von Leuchtstoffröhren und eines Ventilators ist fern. Was hinter den Wänden liegt, würde erst beim Öffnen der falschen Türe abrupt bewußt und sogleich wieder der Wahrnehmung entzogen: Auch die nächste Hülle dürfte nicht die letzte sein.
Zwei Räume aus diesem Haus wurden mit wenigen, technisch bedingten Änderungen in Bern implantiert. Ein dritter Raum wurde, ebenso einer Vorgabe aus Rheydt wie der…