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Titel: Atlas der Künstlerreisen · von Paolo Bianchi · S. 116 - 121
Titel: Atlas der Künstlerreisen , 1997

Die Fabrikanten
Green Line Walk

DIE FABRIKANTEN (Gerald Harringer, Jahrgang 1962, und Wolfgang Preisinger, Jahrgang 1966, leben in Linz): Die grüne Linie, die bis 1967 die Staatsgrenze zwischen Jordanien und Israel markierte und seit dem Sechstagekrieg die Grenze zwischen der palästinensischen Westbank und Israel darstellt, war der Leitfaden für das fünftägige Projekt “The Green Line: Encounter” des Linzer Fabrikanten Wolfgang Preisinger mit Start in Jerusalem am 1. November 1996. (Zur Erinnerung: Der Sechstagekrieg, der am 5. Juni 1967 beginnt, bringt den Israelis erhebliche territoriale Gewinne, die die politische Landschaft im Nahen Osten völlig verändern.)

Der Plan sah vor, daß eine kleine Gruppe von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten entlang der ehemaligen Landesgrenze wandert.* Da die uns immer mehr bestimmende Kommunikationsgesellschaft Informationen meist nur noch aus zweiter oder sogar dritter Hand vermittelt, ging es Preisinger um eine “oppositionelle Strategie, die Welt zu erforschen” und darum, “am eigenen Leib Erfahrungen zu machen und mit dem eigenen Körper wahrzunehmen”.

Gewählt wurde, so der österreichische Wanderer zwischen den Fronten, eine alte Strategie unter veränderten kulturellen Bedingungen: “Das Gehen, das Abschreiten, das Bewandertsein, das sich vielfach nur durch Umherirren erreichen läßt.” Davon überzeugt, daß dieser vordergründig sinnlose Aspekt des Gehens eine neue Qualität in sich birgt, ging es Preisinger nicht um “ein selbstquälerisches Vorankommen, sondern um eine erhöhte Intensität der Wahrnehmungsmöglichkeiten”.

Das Projekt war weder als politische Provokation noch als Friedensmarsch angelegt, bei dem, wie Preisinger leicht zynisch anmerkt, “wir uns lächelnd die Hände geben, um zu demonstrieren, wie schön das friedliche Zusammenleben funktioniert.” “Friede”, das weiß auch der Linzer…


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