Graulicht und Sonnendunkel
Die Malerei Hermann Bachmanns
Ein ungewöhnliches Oeuvre, das sich dem Westberliner Publikum vom 12. Juni bis zum 17. Juli in der Staatlichen Kunsthalle darbot. Ungewöhnlich in mehrfacher Hinsicht. Nachdem der 1922 in Halle an der Saale geborene Maler Hermann Bachmann 1968 rund 160 seiner Bilder verbrannt hatte, unterbrach er für mehrere Jahre seine Produktion. Obwohl er seit 1974 wieder malte, stellte er doch nie aus und blieb als Künstler höchstens im Bewußtsein der eingeschränkten Öffentlichkeit der Berliner Kunsthochschule präsent, an der er seit 1957 lehrt. Seine letzte Berliner Ausstellung fand 1962 in der Galerie Springer statt, wo er schon 1950, 1955 und 1957 seine Werke gezeigt hatte, seine letzte Einzelausstellung überhaupt veranstaltete er 1964.
Was das frühe Werk vor der bilderstürmerischen Zäsur von 1968, die – vielleicht kein bloßer Zufall -, mit einem vor allem für Berlin auch allgemeingeschichtlich bedeutsamen Jahr zusammenfiel, nur erahnen ließ, machen die neuesten Arbeiten deutlich. Bachmanns Malerei ist eine einzige Hymne auf die Un-Farbe par excellence, das Grau. Eine Grau-in-Grau-Malerei müßte man wohl sagen, wenn sich damit nicht mißverständliche Interpretationen verbänden. Grau nicht als Synonym für Betrübliches oder Unentschiedenes, sondern eher als Tarnfarbe für unversöhnliche Gegensätze, als Ausdruck von Geheimnisvollem, Unsagbarem, oder besser: Unmalbarem.
Motivisch nimmt sich Bachmanns Oeuvre fast konventionell aus und zeigt zugleich eine bemerkenswerte Kontinuität. Landschafts- und Figurenbilder, Häuser- und Früchtestilleben. Daneben auch religiöse Themen: Das Pietà-Motiv und der gekreuzigte Christus. 1965/66 malte Bachmann ein dreiteiliges Altarbild für die Epiphanien-Kirche in Berlin-Charlottenburg, inspiriert von Matthias Grünewald. Nicht aber Religiosität ist das antreibende Moment…