Hermann Pfütze
Graft Architects
»Distinct Ambiguity«
Haus am Waldsee, Berlin, 23.11.2011 – 12.2.2012
Weltweit einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurden Graft Architects mit dem „Pink Project“ in New Orleans 2010, jener auf Initiative von Brad Pitt errichteten Siedlung aus rosa Zelten für die Opfer des Hurrican Katrina. Seither plant Graft dort 150 neue, preiswert, ökologisch nachhaltig und überschwemmungssicher konstruierte Ein- und Zweifamilienhäuser im verwüsteten Stadtteil Lower Ninth Ward. Auch die, die erst später zurückkehren, können aus den Entwürfen wählen und sich ein Haus bauen, das in jeder Hinsicht besser ist als das zerstörte. Die neuen Häuser sehen völlig anders aus als die traditionellen New-Orleans-Häuser, aber gemeinsam haben sie das wesentliche, expressive Element, nämlich zur Straßenseite die großzügige Frontveranda und das ausladende Giebeldach. Zur Rückseite hin werden die Dächer jedoch flach, um sichere Zufluchts- und Rettungsräume bei künftigen Überschwemmungen zu sein. In ihrer windschnittigen Form und den Pastellfarben sehen die Häuser ein wenig aus wie Überlandbusse oder Trailer auf Stelzen.
Diese schlichten Häuser sind nach drei Prinzipien entworfen: Erstens ökologisch nachhaltig mit Solarpanels, geothermischen Wärmepumpen, Brauchwassernutzung und natürlicher Klimatisierung; zweitens sozial und kommunikativ nach außen zur Straße, privat variabel nach innen; und drittens sind sie ästhetisch extravagant. Diese Prinzipien gelten – ob als High-, Low- oder No-Tech-Verfahren – für alle Bauten von Graft: Sowohl für die Hütten der Armen als auch für die Bungalows und Hotels der Reichen ist das jeweils beste gerade gut genug. Maßstab ist das unabhängige amerikanische LEED- Gütesiegel für Grünes Bauen (Leadership in Energy and Environmental Design), an dessen hohen…