Baden-Baden
Grada Kilomba
Opera to a Black Venus
Kunsthalle 21.06.– 20.10.2024
von Julia Katharina Thiemann
Bei Betreten der Ausstellungsräume der Baden-Badener Kunsthalle steht man im ersten Saal langen, symmetrisch von der Decke hängenden, schwarzen Stoffbahnen gegenüber, die in die erste institutionelle Einzelausstellung der portugiesischen Künstlerin Grada Kilomba (*1968) in Deutschland einführen. Als Labyrinth (2024) betitelt, soll die ortsspezifische Installation laut Begleitheft ein komplexes Geflecht von Wegen entstehen lassen, die man immer wieder neu beschreiten und seine Route dabei wählen kann. Kilomba selbst beschreibt diese Erfahrung als „eine nachdenkliche Reise, eine Navigation durch die unverständlichen Zeiten und Orte, in denen wir uns befinden.“ Das wiederholte Betreten und Verlassen des Textillabyrinths soll dazu einladen, „sich mit den Fragen auseinanderzusetzen, die unsere aktuelle Realität aufwirft“.
Ob die partizipativ konzipierte Rauminstallation tatsächlich zum Betreten und mehrmaligen Durchschreiten einlädt, lässt sich hinterfragen, stehen einem die geometrisch angeordneten, schwarzen Flächen doch relativ theatral gegenüber ohne sofortige Erkennbarkeit eines Labyrinth-Charakters. Aber auch ohne eine aktive Wegsuche durch Kilombas Labyrinth stimmt die Textilinstallation in die Thematik der Ausstellung der Künstlerin, Literatin und Wissenschaftlerin ein.
Die gemeinsam mit dem spanischen Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía entstandene Ausstellung, die ab November 2024 in Madrid gezeigt werden wird, präsentiert Grada Kilombas Form des Geschichtenerzählens in postkolonialem Minimalismus, die Konzepte von struktureller und individueller Gewalt durchaus auch sinnlich thematisiert. In Baden-Baden von Çağla Ilk und Misal Adnan Yıldız kuratiert, zeigt die Ausstellung in einem fein auf die Räume abgestimmten Rundgang ästhetische Auseinandersetzungen mit (post-)kolonialen Ungerechtigkeiten. Es entfaltet sich eine widerständige Schwarze (Gegen-)Geschichte der Resilienz ohne…