Grabenkrieg an der Wachstumsgrenze
Jürgen Raap über den Kunstmessenstreit
Der “Spiegel” (Nr. 21/23. Mai 1988) glaubte, den wahren Hintergrund des Tauziehens zwischen Köln, Frankfurt und Hamburg um die attraktivste Kunstmesse ausgemacht zu haben: den “Kölschen Klüngel”, jene folkloristische Umschreibung einer Strategie, mit welcher der in Köln ansässige Bundesverband Deutscher Galeristen sich als Ausrichter der “Art Cologne” Heimvorteile absichern wolle. Denn, daß vor zwei Jahren der Frankfurter Galerist Timm Gierig ausgerechnet auf der rheinischen Bilderkirmes für eine Gegen-Messe ab 1989 am Main zu werben begann, empfand der Verbandsvorsitzende, der Kölner Galerist Gerhard Reinz, als “taktlos”. Inzwischen gingen die domstädtischen Kartellbrüder weitaus massiver gegen die Separatisten vor: Wer in Frankfurt mitmache, so zitiert der “Spiegel” aus einem internen Rundbrief, falle durch “verbandsschädigendes Verhalten” auf.
Noch in jedem Jahr hatte es bei der “Art Cologne” Knatsch um die Auswahl der maximal 165 Teilnehmer gegeben, ein Galerist aus Jüchen versuchte gar, beim Verwaltungsgericht seine Koje einzuklagen. Doch das sind nur Randaspekte, denn der Grabenkrieg hat längst jene Dimensionen angenommen wie das Geplänkel zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privaten Fernsehanbietern um die Übertragungsrechte für den Bundesliga-Fußball. Hier wie dort können sich die bisherigen Monopolisten schwerlich damit abfinden, daß die bundesdeutsche Kunst- wie die Medienlandschaft derzeit im Wandel begriffen ist, mit einer inflationären Ausweitung des visuellen Angebots. Was nicht heißt, es werde mehr ferngesehen oder mehr Kunst gekauft, das vorhandene Potential an Zeit und Finanzen bleibt limitiert, Konkurrenten und Oppositionelle fordern nur eine veränderte Verteilung des Kuchens. Köln möchte verständlicherweise die Rosinen behalten, Frankfurt und Hamburg sich nicht mit…