Gotthard Graubner
Mit den Bildern atmen
Kunstmuseum Bonn 01.02. – 29.04.2018
Arp Museum Bahnhof Rolandseck 18.02.2018 – 10.02.2019
von Jürgen Raap
Aufgrund der Räumlichkeiten im Arp Museum ist die Gotthard Graubner-Retrospektive nicht allzu umfangreich, doch sie umfasst alle wesentlichen Schaffensphasen. Ältestes Exponat ist ein expressionistisches Selbstporträt aus dem Jahr 1947. Dem Frühwerk zuzuordnen sind auch noch die abstrakten Blätter mit schwungvoll aufgetragenen breiten vertikalen Strichen, entstanden um 1957, bis dann 1960 ein erstes Bild entsteht, dessen Farbanlage in Richtung Monochromie geht, auch wenn Gotthard Graubner (1930 – 2013) im Gesamtwerk selten nur eine einzige Farbe in gleichmäßiger Tonalität verwendete und daher der Begriff „Monochromie“ für seine Malerei nicht ganz zutreffend ist. So zeigt z. B. die Arbeit Lapili (1995) dynamische dunkle Wischspuren auf violettem Grund, der aber nicht uniform aufgetragen ist, sondern hier und da helle Partien durchschimmern lässt. Sarda I (2000 / 2001) ist mit Gelb und einem signalhaften Rosa ausgemalt, das allein schon wegen seiner wahrnehmungsphysiologischen Eigenschaften die verhaltener in Grau behandelten Partien in den Hintergrund zurückdrängt.
Neben solcherlei Ausloten der Nah-und Fernwirkung von Farbe spielen bei Graubner Kalt-Warm-Kontraste eine wesentliche Rolle. Diese Kontraste haben nicht nur eine rein optische Funktion, sondern vor allem auch einen kommunikativen Impetus von Spannung und Austausch. Für den Amtssitz des Bundespräsidenten schuf der Maler z. B. 1988 zwei Werke, die er „Begegnungen“ nannte. Darunter verstand er Korrespondenzen in Form und Farbe, und ebenso eine Kommunikation über Grenzen hinweg. Konkret bedeutet das auch eine Entgrenzung des flächigen Tafelbildes…