Magdalena Kröner
Gong Yan
Schatten des Erinnerns, Schemen des Verschwindens
Gong Yan, 1977 geboren in Shanghai, studierte zunächst klassische chinesische Malerei an der School of Fine Arts an der Shanghai University, bevor sie nach Paris übersiedelte, um dort von 2001-2004 bei Christian Boltanski an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts zu studieren. Danach kehrte sie dauerhaft nach Shanghai zurück. Neben der Arbeit als bildende Künstlerin leitet Gong Yan das 0 Art Centre am Institute of Visual Art an der Shanghaier Fu Dan Universität. In ihrer Arbeit verbindet Gong Yan unterschiedlichste formale Ansätze und Medien wie Malerei auf eingefärbten Reispapieren, Zeichnung, Fotografie bis hin zu interaktiven Installationen. Die Beschäftigung mit Zeit und Erinnerung und ihrem Verschwinden verbindet sie dabei mit eher dokumentarisch operierenden, fotografischen Recherchen im alltäglichen Leben Shanghais. Gong Yan lebt und arbeitet in Shanghai.
Magdalena Kröner: Du hast für mehrere Jahre in Paris gelebt, wo Du bei Boltanski studiert hast. Was hat dich damals motiviert, China zu verlassen und was hat deine Erfahrungen in Europa geprägt?
Gong Yan: Ich habe klassische chinesische Malerei studiert und kam an einen Punkt, wo es wichtig war, meinen Horizont zu erweitern. Ich fühlte, dass ich, um an einen bestimmten Punkt in meiner Arbeit kommen zu können, für eine Weile weggehen sollte. Ich wollte eigentlich in die USA gehen, wo ich in New York von der Parsons School of Visual Design angenommen worden war. Aber ich suchte eigentlich einen Ort, den ich nicht kannte und mit dem ich nichts verband. Eines Tages erzählte mir ein befreundeter Chemiker,…