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Titel: Kunst und Geld · von Jürgen Raap · S. 197 - 197
Titel: Kunst und Geld , 2000

»Goldbarren« Zürich, Sihlquai

In Zürich begann man 1998, den im Westen gelegenen Stadtkreis 5 städtebaulich aufzuwerten, lud dazu auch den Studienbereich Bildende Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst ein. Die studentische Projektgruppe entschied sich schließlich zur “Vergoldung und Erschließung des alten Podestes einer Drahtseil-Transmissionsanlage aus der frühen Industrialisierung Zürichs (ca. 1876-1898)”1. Dieses Podest hat eine rechteckige Form, erlaubt so die Assoziation mit einem Goldbarren. “Die absurde Stätte hat uns gereizt”, lässt sich Projektleiter Thomas Müllenbach im örtlichen “Tages-Anzeiger” (3. Juni 1999) zitieren. Dem oberen Teil der Aufmauerung rückten die Studenten mit Goldbronze zuleibe, im Mai 1999 wurde das Projekt mit einer Begleitausstellung eingeweiht.

Kürzlich kamen die Schweizer Banken ins Gerede, dass sie seit den vierziger Jahren in ihren Tresoren Gold gebunkert haben, das einst die Nazis ihren jüdischen Opfern und in den besetzten Ländern geraubt und umgeschmolzen hatten. Doch daran dachte weder die Projektgruppe noch die Züricher Bevölkerung angesichts der goldfarbenen “künstlerischen Intervention”. In der Projektbeschreibung heißt es vielmehr: “Der vergoldete Abschluss erinnert an vergoldete Kuppeln und Zwiebeltürme in barocken Städten, wird hier aber auf ein zwinglianisches Zürcher Maß verkleinert und durch die Begehbarkeit für die Zürcher Bevölkerung quasi demokratisiert.”2 Das vergoldete Podest am Sihlquai dient als Liegeterrasse und Aussichtsplattform, es soll gelegentlich auch zu Lesungen, Konzerten und anderen Kultur-Events genutzt werden.

Anmerkungen:
1.) Thomas Müllenbach, Pressetext Goldbarren, Zürich 1999
2.) ebenda

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