Gabriele Beßler
Gloria Friedmann
Galerie Lüpke, 15.3. – 15.4.1990
Im geschlossenen Raum (der Galerie), wo die Natur – das so wesentliche Ambiente für die Arbeiten Gloria Friedmanns – notgedrungen außen vor bleiben, gleichsam mitgedacht werden muß, entdeckt man einen neuen Aspekt im Werk der deutsch-französischen Künstlerin. Entgegen dem noch kürzlich geäußerten Vorbehalt, ihre Außenarbeiten auf Zeichenpapier umzusetzen und zu “vermarkten”1, erkundete sie ihre Möglichkeiten im Zweidimensionalen, und das wohl auch zur Freude der Sammler und Besucher der meist abseits gelegenen Skulpturen unter freiem Himmel. Die Erfahrung der Natur und ihre künstlerische Umsetzung erfahren hier eine neue Dimension, nachdem sie der filtrierenden Reflexion ein weiteres Mal ausgesetzt worden ist. Beispielsweise das 1988 im Lubéron realisierte Objekt “Portalas”: Die Einzelelemente der dreiteiligen Installation (kreisrundes Scheibe, hochrechteckiger, durchbrochener und quadratisch geschlossener Kubus) sind in der zeichnerischen Umsetzung mehr durch ihre Farben als durch die eineinander abgrenzenden und abgestuften geometrischen Formen bestimmt. Sie erhalten eine individuelle Eigendynamik, da sie so weniger durch die sie umgebende Natur definiert werden. Wiewohl diese und auch andere Zeichnungen erweiternde, sicherlich reizvolle Sichtweisen der Künstlerin dokumentieren, die mimetische Annäherung an den Naturbegriff ist so erschwert, bedenkt man allein die Tatsache, daß nun natürliche Materialien keine Rolle mehr spielen und auch die haptische Erfahrbarkeit ausgeschlossen ist. Die Zeichnungen können kaum als künstlerische Anleitung zum Sehen und Begreifen dienen.
Ein Blick auf das Modell des in den Bergen Savoyens geplanten monumentalen “Meteora”- Projekts (siehe KUNSTFORUM, Bd. 99, S. 242), dessen Realisation sich noch immer als schwierig erweist, macht deutlich, welches Engagement hinter solch einer…